Übernahme von Quip

Salesforce erweitert seinen Cloud-Kosmos

02.08.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit der Akquisition von Quip baut Salesforce seine Cloud-Plattform mit Productivity-Tools für das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten und Tabellen aus. Damit dürfte sich der Wettbewerb mit Microsoft weiter verschärfen.

Nachdem Salesforce vor wenigen Wochen den Digital-Commerce-Spezialisten Demandware geschluckt hat, schlägt der Cloud-Pionier erneut zu und übernimmt Quip, einen Anbieter von Cloud-basierter Collaboration-Software. Der Preis liegt bei 582 Millionen Dollar. Allerdings hat Salesforce bereits zuvor viel Geld in das Startup gesteckt, so dass sich die Gesamtinvestition in Quip Expertenschätzungen zufolge auf insgesamt rund 750 Millionen Dollar belaufen dürfte. Mit Details gehen die Salesforce-Verantwortlichen aktuell noch sehr sparsam um. Man könne eine Vereinbarung über den Kauf von Quip bestätigen, hieß es seitens Salesforce, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Quip wurde 2012 gegründet und entwickelt Cloud-Software für die Zusammenarbeit von Teams. Dazu zählen beispielsweise miteinander verzahnte und integrierte Werkzeuge für die gemeinsame Dokumenten- und Tabellenverarbeitung. Als Teil des Salesforce-Universums sei man künftig in der Lage, die eigenen Cloud-Services zügiger auszurollen, sagte Quip-Mitbegründer und aktueller CEO Bret Taylor. Außerdem erreiche man so ein breiteres Kundenspektrum. Taylor verweis in einem Blog-Post außerdem darauf, dass die eigenen Productivity-Services die Customer Cloud von Salesforce aufwerten würden. Er beteuerte , Quip werde auch als Teil von Salesforce seine bestehenden Kunden weiter mit den gewohnten Services versorgen.

Die Quip-Gründer haben eine bewegte Vergangenheit. Taylor war bei Goggle einer der Köpfe, die Google Maps entwickelten. Später bei Facebook erfand Taylor als Chief Technology Officer (CTO) den "Like"-Button. Der andere Mitbegründer von Quip, Kevin Gibbs, arbeitete früher ebenfalls bei Google und entwickelte dort "Google Suggest". Heute kümmert er sich als Entwicklungschef um sämtliche Cloud-Produkte von Quip.

Die beiden Quip-Gründer Bret Taylor (li.) und Kevin Gibbs (re.) verkaufen ihr 2012 gegründetes Unternehmen an Salesforce.
Die beiden Quip-Gründer Bret Taylor (li.) und Kevin Gibbs (re.) verkaufen ihr 2012 gegründetes Unternehmen an Salesforce.
Foto: Quip

Salesforce baut an seiner Cloud-Plattform

Der Deal sei ein weiterer Beleg dafür, dass Salesforce seine Customer Relationship Management Plattform massiv ausbaut, sagt Denis Pombriant, Managing Principal Analyst der Beagle Research Group. Diese Cloud-Plattformen müssten heute umfassende Services für die Kunden bereithalten. Es gehe darum, sich als eine Art One-Stop-Shop für alle Cloud-Belange zu positionieren. Wettbewerber wie Google und Microsoft würden ähnliche Strategien verfolgen.

Im Bereich Productivity versuchen das Microsoft mit der Office-365-Suite und Google mit den Apps for Work. Quip-Chef Taylor betont die Collaboration-Features seiner Cloud-Lösung als den entscheidenden Vorteil gegenber den Angeboten der Konkurrenten. Das mache die Zusammenarbeit einfacher und effizienter. Anwender müssten nicht ständig E-Mails hin- und herschicken.

Wettbewerb mit Microsoft verschärft sich

Gerade der Wettbewerb zwischen Salesforce und Microsoft könnte sich in Zukunft weiter verschärfen. Beide Unternehmen hatten sich zuletzt um die Übernahme von LinkedIn bemüht. Letztlich hatte Microsoft den längeren Atem und schluckte das Business-Social-Network für stolze 26,2 Milliarden Dollar. Da konnte Salesforce nicht mithalten, wie CEO Marc Benioff einräumen musste. Mit der Übernahme von Quip biete sich indes eine Gelegenheit, den übermächtig erscheinenden Softwareriesen zumindest zu ärgern, glaubt Rob Enderle, Principal Analyst der Enderle Group. Microsofts mächtiges Office-Paket sei noch nicht so recht für Collaboration-Anforderungen in der Cloud ausgelegt. Salesforce könnte sich mit dem Zukauf durchaus als ein ernst zu nehmender Office-Konkurrent aufstellen, so die Prognose des Analysten.