SaaS

Salesforce.com schmiedet an seinem On-Demand-Imperium

08.05.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Salesforce.com ergänzt Plattform um ERP

Salesforce.com bietet Anwendern mittlerweile neben CRM-Funktionen auch Infrastruktur zur Miete an.
Salesforce.com bietet Anwendern mittlerweile neben CRM-Funktionen auch Infrastruktur zur Miete an.
Foto: Salesforce.com

Salesforce.com will seine Plattform kontinuierlich ausbauen: Neben der CRM-Lösung nennt Benioff Content-Management, Collaboration, Office-Productivity und Enterprise Resource Planning (ERP) als weitere Bausteine. Seine Fühler hat er bereits vorgestreckt: Mit dem erst kürzlich bekannt gegeben Bündnis mit Google integriert Salesforce.com die Office-Tools aus dem "Google-Apps"-Angebot in seiner Plattform. 2000 Kunden hätten die zusätzlichen Funktionen bereits frei geschaltet, sagt Benioff. ERP-Funktionen steuert der britische Softwareanbieter Coda bei, der seine neue Financials-Lösung komplett auf der Salesforce.com-Plattform entwickelt hat.

Kampfansagen und Spott in Richtung Microsoft und SAP

Mit den eigenen Plattformlösungen und zahlreichen Bündnisgenossen im Rücken ist Benioff nicht bange vor der Konkurrenz. Google an seiner Seite scheut der CEO auch nicht die Konfrontation mit dem weltgrößten Softwarehersteller Microsoft: "Der Feind meines Freundes ist auch mein Feind", gibt sich der Salesforce.com-Chef kampfbereit. Für SAP hat er dagegen nur Spott übrig. Der deutsche Softwarekonzern habe in Sachen SaaS keinen Plan, höhnt Benioff. Selbst mit einem riesigen Entwicklerheer sei es dem Konkurrenten nicht gelungen, eine vernünftige On-Demand-Lösung auf die Beine zu stellen. "SAP könne ja ihre Applikationen auf Force.com entwickeln."

Das herkömmliche Anwendungsgeschäft ist Benioff zufolge tot. Ein Beleg dafür sei, dass keine neuen Softwarehersteller klassischen Typs auf dem Markt auftauchen. Doch dazu hätten auch die Granden des alten Softwarezeitalters ihren Teil beigetragen. "Die Akquisition von Siebel durch Oracle hat dem herkömmlichen CRM-Geschäft ein Ende gesetzt", behauptet der Salesforce.com-CEO. "Die Akquisition von Bea beendete den Markt für Application Server."

Summer 08 Edition

Salesforce.com hat mit der "Summer '08-Edition" das 26. Release seiner CRM-Lösung vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Collaboration-Features.

Mit "Salesforce Content" liefert der Applikationsvermieter zusätzliche Funktionen, mit denen Firmen unstrukturierte Daten effizienter verwalten können. Anwender seien dem Hersteller zufolge in der Lage, mit Hilfe von Tagging und Empfehlungen Dokumente und andere Daten besser einordnen zu können. Außerdem soll sich das Tool künftig auch über das Partner- und Kunden-Portal von Salesforce.com bedienen lassen. Auf Basis von "Content Analytics" können Nutzer die Relevanz von Dokumenten genauer einschätzen . Dazu zählt das Werkzeug beispielsweise, wie oft ein Dokument aufgerufen wurde.

"Salesforce Ideas" bietet Anwenderunternehmen ein Werkzeug, mit dessen Hilfe Partner, Kunden und Angestellte eigene Ideen in die Geschäftsbeziehungen einbringen können. Das Tool offeriert verschiedene Möglichkeiten, Ideen und Vorschläge zu veröffentlichen (Posting), diese zu diskutieren und darüber abzustimmen. In der Sommer-Edition könnten Anwender Ideas flexibler für die eigenen Anforderungen anpassen und in das Partner-Portal einbinden.

Neben den zusätzlichen Collaboration-Tools hat Salesforce.com auch seine CRM-Kernapplikation eigenen Angaben zufolge erweitert. Ausgebaut wurden beispielsweise die Möglichkeiten, um sich mit seinen Partnern enger zu vernetzen. Kunden sollen somit indirekte Verkaufskanäle effizienter verwalten können. Außerdem müssen sich Anwender künftiger weniger um die Verwaltung des Dashboards im Modul "Sales Force Automation" kümmern: Prozesse, die Daten aktualisieren, sollen in Zukunft stärker automatisiert ablaufen.Im Bereich Marketing seien die Anwender dem Hersteller zufolge mit dem neuen Release in der Lage, den Erfolg bestimmter Kampagnen besser zu messen.

Das Summer-Release soll ab Juni dieses Jahres verfügbar sein. Für das Modul Salesforce.com-Content verlangt der Anbieter 35 Dollar pro User und Monat. Salesforce.com-Ideas ist in der CRM-Anwendung integriert und für den internen Gebrauch kostenlos. Wollen Kunden zusätzliche Nutzer anbinden, die keine CRM-Anwender sind, werden fünf Dollar pro User und Monat fällig. Wird das Werkzeug über das Portal genutzt, verlangt Salesforce.com die üblichen Gebühren für die Portal-Nutzung.