Keine eckigen Ostereier mehr
Der Erfolg der Servicelösungen legt allerdings die Vermutung nahe, dass sich mancher Kunde durch etwas ganz anderes eingeengt fühlt: durch die vielen Server im Keller, die Jahr für Jahr angstvoll dem nächsten Update entgegenzittern. "SAP fabriziert für jeden Kunden individuell eckige Ostereier", so Helmut Gümbel von Strategy Partners, "und bei jedem Release-Wechsel werden die wieder aufs Neue eckig gemacht."
Alexander Gassmann, bei der Software AG für die weltweite Vertriebskoordination und die Aus- und Weiterbildung zuständig, ist solcher Aufwand völlig fremd. "Wir haben", so Gassmann, "null Release-Trauma." Bei der Software AG nutzen 600 Mitarbeiter ein CRM-System von Salesforce.com. Updates gibt es zweimal im Jahr. "Dann bekommt der Admin eine Liste mit den neuen Funktionen, und wir können entscheiden, was wir davon nutzen wollen und was nicht", so Gassmann.
Auch größere Veränderungen sind in kürzester Zeit realisiert: Das Aufsetzen eines zusätzlichen Vertriebsmoduls dauerte ganze zwei Tage. "Davon können die bei Siebel nur träumen." Die CRM-Lösung ließe sich leicht selber verändern und individuell anpassen, aber davon rät Gassmann dringend ab: "Damit würden wir uns genau die Komplexität aufhalsen, die wir nicht wollen."
IT-Entscheider ohne Anwendungen
Ausgefallen ist das System in mehr als drei Jahren genau ein Mal für einen Tag. Und die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, ist bei web-basiertem Softwareservice generell geringer als etwa beim Partner-Hosting. One-to-many heißt nämlich auch: Hat ein Kunde Probleme, haben die anderen auch welche. Deshalb wird schon der Druck der Massen den Anbieter zwingen, so wenig Ausfallzeiten wie möglich zu haben.
Der geringere Aufwand für Einrichtung und Betrieb einer SaaS-Lösung drückt natürlich die Kosten, im Einzelfall kann Mietsoftware um 50 Prozent billiger sein als lokal installierte Lösungen. Heißt das alles, dass der Siegeszug von SaaS nicht aufzuhalten ist? Gümbel von Strategy Partners ist sich da nicht so sicher: "Das größte Hindernis werden die Menschen sein. Was macht denn ein IT-Entscheider, der keine eigenen Anwendungen mehr hat?"