Die Großen reagieren hilflos
Dummerweise nur ist das etwas ganz anderes als SaaS, und das werden auch die Kunden sehr schnell begreifen. Gefährlich, findet Leibrandt, können SaaS-Lösungen, zum Beispiel von Google, seinem Arbeitgeber auch deshalb kaum werden, "weil sie nicht Microsofts Look and Feel bieten können".
Nicht ganz so hilflos wirkt SAP beim Thema SaaS. Die Walldorfer haben am 19. September ihre neue Mietlösung "SAP Business ByDesign" vorgestellt, die zuvor monatelang unter dem Codenamen A1S durch die Gazetten und Internet-Seiten geisterte. Die Mietlösung kostet in Deutschland 133 Euro netto pro Anwender und Monat und wird übers Internet zur Verfügung gestellt. Im Preis enthalten sind nach Angaben des Herstellers Infrastruktur, Service und Support. Allerdings müssen pro Kunde mindestens 25 Anwender lizenziert werden, es soll aber vergünstigte Gruppenpreise für Benutzer geben, die nur einen Teil des Leistungsumfangs der Software nutzen, beispielsweise das Modul die Reisekostenerfassung.
Irgendwann ist der Tanzabend zu Ende …
Dass die Sache ein Erfolg wird, daran hegt Helmut Gümbel, IT-Analyst bei Strategy Partners, erhebliche Zweifel: "Technisch ist das Ganze eigentlich nicht als SaaS-Lösung geeignet. Und man kann eine Karosserie noch so stromlinienförmig bauen, wenn der Motor nicht geeignet ist für die Rennstrecke, dann wird es schwierig."
SAP dagegen ist überzeugt, mit dem neuen Boliden siegen zu können. Eine neue Abteilung und Investitionen von 400 Millionen Euro sollen den Walldorfern schon 2010 zu einem Umsatz von einer Milliarde Euro im SaaS-Segment verhelfen. Zielgruppe sind Unternehmen, die Geschäftssoftware von der Stange zu möglichst günstigen Preisen wollen. A1S wird im Vergleich zu größeren SAP-Anwendungen weniger Funktionalität bieten, dafür aber günstig und schnell einsetzbar sein. Das Paket wird Basisfunktionen aus den Bereichen ERP, Supply-Chain und CRM abdecken.
Die SAP-Verantwortlichen glauben also an die Software-als-Service-Idee. Und was sie noch glauben, ist, dass sie sich mit A1S keinesfalls selber Kunden wegnehmen werden. "Wir wenden uns ausschließlich an Mittelständler mit 100 bis 1000 Mitarbeitern, die bisher noch gar keine umfangreiche ERP-Suite einsetzen und folglich auch noch nicht unseren Kunden sind", so Peter Graf, Executive Vice President Solution Marketing bei SAP Deutschland.
Darüber hinaus bietet das Unternehmen mit "On-Demand-CRM" einen Zwitter aus gehosteter und beim Kunden installierter Software an. Ziel ist es, eine zunächst gemietete Lösung später selber zu betreiben. Peter Graf: "Viele Firmen wollen sich in puncto CRM von anderen unterscheiden, und das geht nur, wenn sie ihre Lösung mittelfristig individuell verändern und anpassen können. Eine Zeitlang mag die gemietete Einheitslösung in Ordnung sein, aber sie ist auch wie ein Korsett. Und irgendwann ist der Tanzabend zu Ende, und dann will ich das Korsett auch wieder ausziehen können."