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Russen umwerben Deutsche Telekom

02.11.2006
Hinter dem Plan des Moskauer Mischkonzern Sistema soll angeblich der Ende 2002 geschasste Ex-Telekom-Chef Ron Sommer stecken.

Auslöser für die Spekulationen über ein Investment von Sistema ist ein Bericht der russischen Wirtschaftszeitung "Vedomosti". Diese hatte Anfang der Woche unter Berufung auf Unternehmenskreise gemeldet, der russische Mischkonzern führe mit der Deutschen Telekom erste Verhandlungen über den Erwerb eines großen Aktienpakets. Offiziell wurden diese Gespräche allerdings von beiden Parteien nicht bestätigt.

Den Angaben zufolge ist Sistema an einem Anteil von bis zu 20 Prozent von der Telekom interessiert. Finanzieren will der mehrheitlich im Besitz des Oligarchen Wladimir Jewtuschenkow befindliche Konzern den Telekom-Anteil über eine Beteiligung an seiner Telefonsparte. Dazu zählen neben den TK-Firmen Komstar, MTU-Intel und Sky-Link auch die Mehrheit an dem mit 59 Millionen Kunden größten russischen Mobilfunkanbieter MTS. Die Telekom war bis 2003 mit 40 Prozent an MTS beteiligt, zog sich dann jedoch bis Mitte 2005 sukzessive aus dem Investment zurück - als sich abzeichnete, dass der von Sistema zugesicherte - Erwerb einer Mehrheit nicht möglich ist.

Wie das "Handelsblatt" wiederum aus Berliner Regierungskreisen erfahren haben will, sei der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen Mitte Oktober an Angela Merkel mit dem Vorschlag herangetreten, der Bund als Großaktionär könne Sistema den Einstieg bei der Telekom ermöglichen. Der Bund, der direkt knapp 15 Prozent der Telekom-Anteile besitzt (weitere 16,9 Prozent befinden sich im Besitz der Kreditanstalt für Wiederaufbau), hält jedoch offenbar wenig davon, dass der ehemalige Staatskonzern unter russische Kontrolle gerät. So wird befürchtet, dass Sistema in einem zweiten Schritt auf dem Kapitalmarkt weitere fünf Prozent und damit eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie erhält. Anschließend - so das Szenario - könnten die Russen in den Aufsichtsrat einziehen und möglicherweise sogar dessen Chef Klaus Zumwinkel stürzen.