Neue Modelle vom Mini bis zum Supercomputer:

Runderneuerung für Siemens-Rechner

19.06.1987

MÜNCHEN (CW) - Mit einer Reihe von Neuvorstellungen vom Supercomputer bis zum Abteilungsrechner peppt Siemens seine Produktpalette auf. Die Spannweite reicht von der Modellfamilie C30 für 10 bis 30 Arbeitsplätze über das neue 7.500-Topmodell H120 bis zur EX-Reihe der Vektorprozessor-Familie VP mit Leistungen im Gigaflop-Bereich.

Die fünf Modelle des Vektorprozessorsystems VP wurden überarbeitet und tragen nunmehr in der Typenbezeichnung den Zusatz "EX". Die Leistungssteigerung um 30 bis 50 Prozent führt der Anbieter auf eine verbesserte Pipeline zurück, die in den neuen Maschinen realisiert ist. Die kleinste Variante der Baureihe, der VP3O-EX leistet nach Siemens-Angaben 200 Megaflops und greift auf einen Hauptspeicher mit bis zu 256 Megabyte zu. Maximal ein Gigabyte faßt der Arbeitsspeicher des Spitzenmodells VP400-EX, das einen Durchsatz von 1714 Megaflops erzielen soll,

Die Systemfamilie 7.500 wird um neue Mainframe-Typen nach oben und um die Modellreihen C30 und C40 nach unten ausgeweitet. Alle laufen unter dem Siemens-eigenen Betriebssystem BS2000. Damit schließt das Unternehmen die Lücke zwischen Mainframe und Mehrplatz-Supermikro, die im BS-2000-Typenspektrum bisher geklafft hat.

Die neuen Mainframe-Modelle mit den Bezeichnungen H 120-F, -I und -P liefern einen Durchsatz von 35, 60 und 65 Mips. Das Modell F ist ein Monoprozessor, während die I-Maschine auf einer dyadischen Architektur aufbaut, das heißt, zwei Prozessoren greifen auf einen gemeinsamen Hauptspeicher zu. Die H120-P endlich ist als echte Doppelprozessor-Maschine mit getrennten Arbeitsspeichern ausgeführt. Der Hauptspeicher faßt bei der Variante F 64 bis 128 MB, bei der H120-I bis 256 MB und bei der H120-P zweimal 128 MB. Mit der H12O-F erhebt Siemens Anspruch auf die derzeit leistungsfähigste Monoprozessor-Maschine auf dem Markt der Universalcomputer. Gegenüber der bisherigen Spitzenmaschine des Systems 7.500, dem Modell 7.590-G, soll der Neuling mehr als die doppelte Leistung bringen - bei halber Stellfläche.

Der Abteilungsrechner C30, eine tischgroße Maschine, ist in drei Versionen erhältlich, die untereinander ein Leistungsverhältnis von 1:2:3 aufweisen. Dementsprechend lassen sich an die Versionen -B, -D und -F bis 10, 20 oder 30 Bildschirme anschließen. Alle drei Versionen sind wahlweise mit Standardprozesssor für kommerzielle Anwendungen oder mit einem speziellen Prozessor für technisch-wissenschaftliche Berechnungen ausgestattet, wobei letzterer eine Fließkomma-Einheit enthält. Die Adressierungsbreite beträgt 24 Bit, was einem Adreßraum von 16,7 MB entspricht. Hardwareseitig sind jedoch die Voraussetzungen für eine Erweiterung auf eine 31-Bit-Adresse bereits vorhanden. Damit ließen sich 2 Gigabyte adressieren. Zwischen Hauptspeicher und Prozessor liegt ein 32 KB fassender Cache. Die Kapazität des Hauptspeichers beträgt in der Grundausstattung 4 MB; maximal lassen sich 32 MB RAM im System unterbringen.

Neben dem Verarbeitungsprozessor enthält die Maschine einen Ein-Ausgabeprozessor mit eigenem Arbeitsspeicher von 4 MB. Fester Bestandteil des Grundausbaus ist ein Multifunktions-Controller für das Diskettenlaufwerk (5,25 Zoll, 650 KB), den optionalen Kassetten-Streamer (45 MB) und zwei Festplattenlaufwerke von je 254 MB, von denen eines serienmäßig eingebaut ist. Zusätzlich lassen sich in einem externen Gehäuse weitere 1800 MB Plattenspeicherkapazität anschließen. Außerdem enthält die Maschine einen DFÜ-Controller für die Ankopplung an einen Hostrechner über Wide Area Network, wahlweise über eine V.24-Schnittstelle nach den Protokollen MSV 1 oder HDLC oder über X.21 für festgeschaltete Leitungen oder Datex-P beziehungsweise Datex-L nach HDLC oder HDLC-LAP B. Die Übertragungsrate beträgt maximal 9600 Bit pro Sekunde. Ein Ethernet-Controller ist optional verfügbar.

Ebenfalls 3 Modelle, nämlich C40-F, -H und -S, umfaßt die Modellreihe C40. Anschließbar sind 30, 60 und 100 Arbeitsplätze. Das Modell S ist im Gegensatz zu den beiden anderen als dyadisches System mit zwei Verarbeitungsprozessoren ausgestattet, die auf den gemeinsamen Hauptspeicher zugreifen. Dessen Kapazität reicht versions- und ausbauabhängig von 8 bis 64 Megabyte; Festplatten bis 15 Gigabyte lassen sich anschließen. Für die Kommunikation mit Peripherie und Host sind entsprechende Kanäle eingebaut.

Die Lieferung der Modelle C30 beginnt laut Siemens im November dieses Jahres, die der Baureihe C40 in der zweiten Hälfte 1988. Ab Mitte 1988 soll mit den ersten Installationen der neuen Mainframes zu rechnen sein. Die Vektorprozessoren will Siemens ab Januar 1988 an den Mann bringen. Die Preise beginnen bei 51 000 Mark für das Modell C30 B. Eine C30 F kostet einschließlich Speicher-Grundausstattung knapp 185 000 Mark. Die Baureihe C40 rangiert von rund 220 000 Mark bis 435 000 Mark. Für die Serie H120 sind zwischen 10,5 und 19,75 Millionen Mark anzulegen.