Folgen des Unbundling:

Run auf die Software-Häuser

11.12.1981

BASEL (sg) - Die Software-Macher verzeichnen hierzulande immer noch eine satte Hochkonjunktur. Doch sie tragen nicht eben leicht daran. Denn vieles, was sie eigentlich richtigerweise zu ihrer Selbstverwirklichung tun sollten, bleibt infolge der starken Nachfrage nach ihren, derzeit hoch im Kurs stehenden "Hilfsdiensten" leider ungetan.

Das kann nicht im Interesse dieser, in sich noch zu wenig gefestigten und beständig um ihre Anerkennung bemühten Branche liegen.

Schuld an dieser Situation sind, wie kaum anders zu erwarten, einmal mehr die Computerhersteller, die, wollen sie überhaupt noch etwas verkaufen, sowie als Spätfolge ihrer weitgehend fehlgeschlagenen Politik des Unbundling von Hard- und Software, heute wie nie zuvor nach Softwarepartnern Ausschau halten. Sie umwerben auf breiter Front die Software- und Systemhäuser aller Provenienzen.

Bei den Herstellerfirmen entstehen plötzlich ganze Abteilungen, die sich ausschließlich um das Zustandekommen von Verträgen beziehungsweise als Kontaktstelle zu Softwareproduzierenden Firmen bemühen.

Bislang hatte es den Anschein, als ob die Firmen der EDV-Dienstleistungsbranche, die in jüngster Vergangenheit stets mit einer außergewöhnlichen Zunahme an Produktivität und Geschäftsumfang aufwarten konnte, recht glücklich darüber waren, wenn sie neben anderen auch den Namen ihrer Firma auf der Liste der Softwarepartner eines Mainframers nachlesen konnten. Doch je länger, desto mehr wehren sie sich nun dagegen.

Doch auch das hat Folgen, denn jetzt taucht der Name einer Softwarefirma gleich auf den Listen mehrerer Computerhersteller auf. Was insofern Unsinn ist, als die so vermarkteten Softwarefirmen von ihrer Betriebsgröße her gesehen gar nicht der Lage sind, dergleichen Ansprüchen, die aus einem solchen Mehrfach-Arrangement erwachsen, auch nur im entferntesten zu genügen. Aber, und das ist wohl den meisten der Softwarepartner von "Hersteller-Gnaden" das wichtigste, auf diese Weise entsteht nicht der Eindruck einer wie auch immer gearteten Abhängigkeit. Und da viele Softwarefirmen als "neutrale Berater" auftreten, leidet auch der Neutralitätsanspruch nicht allzusehr.

Klar an diesem Geschäft ist indes die Tatsache, daß die einen, die Computerhersteller, die anderen, die Software-Macher, ebenso brauchen wie umgekehrt. Darüber hinaus werden beide selbstverständlich auch noch von den Anwendern gebraucht. Bleibt nur zu hoffen, daß die beiderseitigen Interessen zum Nutzen der EDV-Branche unter einen Hut gebracht werden können.