Rückschlag für OpenDocument Format

11.06.2007
Mehrere US-Bundesstaaten haben sich gegen eine verpflichtende Nutzung des quelloffenen Dateiformats ausgesprochen – nicht zuletzt dank der Lobbyarbeit von Microsoft.

Ein gemeinsamer Industriestandard für die Generierung und Archivierung von Office-Dokumenten bleibt weiterhin ein Wunschtraum. Seit Monaten stehen sich die Befürworter des quelloffenen OpenDocument Format (ODF), zu denen IBM und Sun Microsystems gehören, und Microsoft, das auf die Eigenentwicklung Office Open XML setzt, unversöhnlich gegenüber. Weil Unternehmen zudem noch wenig Interesse an den Spezifikationen zeigen, bemühen sich die Kontrahenten derzeit vor allem um die Gunst staatlicher Stellen.

So kann das ODF-Lager auf Tests in Belgien, Frankreich, Norwegen und Dänemark verweisen, musste aber jetzt in den USA eine Schlappe hinnehmen. Innerhalb kurzer Zeit haben sich dort die US-Bundesstaaten Connecticut, Florida, Texas, Oregon, Kalifornien gegen die für 2008 anvisierte obligatorische Nutzung von ODF in der öffentlichen Verwaltung entschieden. In den US-Bundesstaaten New York und Minnesota konnten sich die Verantwortlichen nur zu Empfehlungen an die staatlichen IT-Abteilungen durchringen, ODF zu prüfen. Damit bleibt weiterhin Massachusetts der einzige US-Bundesstaat, der sich prinzipiell für Open Source und gegen Microsoft entschieden hat.

Zur Begründung hieß es, dass sich die zuständigen Politiker angesichts einer von Microsoft und dem ODF-Lager rein technisch geführten Diskussion überfordert gefühlt hätten und deshalb zunächst alles beim Alten lassen wollen. Auch staatliche IT-Abteilungen hätten ihnen geraten, nichts zu überstürzen. Laut dem demokratischen US-Senator Dan Betzold, der zu den Fürsprechern von ODF zählt, habe aber auch die massive Lobby-Arbeit von Microsoft die Entscheidungen maßgeblich beeinflusst. Die Open-Source-Bewegung will sich dennoch nicht geschlagen geben. Sie rechnen damit, dass sich in den kommenden zwei bis drei Jahren eine neue Gelegenheit findet, staatliche Stellen zu überzeugen.

Auch Bob Sutor, als Vice President für Standards and Open Source bei IBM verantwortlich, rechnet damit, dass sich ODF in drei bis fünf Jahren durchsetzen könnte. Es sehe zudem keine unüberbrückbaren Hindernisse, um sich mit Microsoft zusammenzuarbeiten, wie dies bereits auf anderen Basistechniken geschehe (siehe auch "Microsoft unterstützt OpenDocument Format"). Zugleich betonte er, dass Microsofts XML-Spezifikation "einfach nicht gut sei" und offene Standards ignorieren. Statt klarer Grammatik biete Microsoft eine schlecht geschriebene Novelle, sagte Sutor in einem Interview mit dem "IDG News Service". Er erwarte, dass Office Open XML nicht der letzte Vorschlag von Microsoft zu Dokumentenformaten gewesen sei, sondern dass vielleicht schon in wenigen Jahren ein Nachfolger erscheine, der ODF sehr ähnlich wird. (as)