Rückschlag bei IBM-Planen für Bibliothek

31.08.1990

STUTTGART (CW) - Der Vertrag zwischen der IBM und dem Stuttgarter Maschinenhersteller Haushahn über die gemeinsame Fertigung eines automatischen Kassettenwechselsystems ist kurz vor dem Platzen. Der Haushahn-Wettbewerber Grau aus Schwäbisch Gmünd konnte nachweisen, daß die Stuttgarter durch "Industriespionage" an Grau-Patente und -Pläne gelangt sind. Gegen Haushahn läuft jetzt ein Verfahren wegen Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen.

Big Blue hatte ursprünglich mit beiden Unternehmen über die Herstellung einer Kassettenbibliothek verhandelt, entschied sich dann vor rund zwei Jahren für die Stuttgarter. Firmenchef Grau warf Haushahn in der Zwischenzeit mehrfach vor, Patente seines Unternehmens zu verletzen. Eine patentrechtliche Klage von Grau wurde jedoch in der ersten Instanz abgewiesen, IBM und Haushahn konnten ihre Zusammenarbeit fortsetzen.

Jetzt ergaben interne Untersuchungen bei Grau, daß ein Mitarbeiter des Hauses Pläne an Haushahn weitergegeben hatte. Bei einer polizeilichen Hausdurchsuchung wurden diese Pläne dann auch bei Haushahn gefunden. Gegen Haushahn wurde zusätzlich zum ursprünglichen Patentprozeß ein strafrechtliches Verfahren eingeleitet. Die Zusammenarbeit mit der IBM ist vorerst beendet. Grau als rechtmäßiger Inhaber der Patente hat jetzt die besseren Chancen, den IBM-Deal zu machen.

Die Verzögerung bei dem IBM-Kassettenspeicher wird sich jetzt wohl weiter positiv auf den Umsatz des Hauptwettbewerbers von Big Blue auswirken. Schließlich war IBM unter Zugzwang da die Storage Technology mit ihrem ACS 4400 in den letzten bei den Jahren enorme Verkaufserfolge vorweisen konnte. Allein in diesem Jahr wird Storagetek rund 550 Millionen Dollar mit diesem automatischen Kassettenwechsel-System einnehmen.