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Rückkaufspekulationen treiben T-Online-Kurs hoch

08.09.2004

Nach dem Vorstandswechsel bei T-Online finden die Spekulationen um einen Rückkauf der Internet-Tochter durch die Konzernmutter Telekom neue Nahrung. Seit Ende vergangener Woche ist der Aktienkurs des Unternehmens bereits um mehr als zehn Prozent gestiegen.

Die Telekom hatte am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass der bisherige Chef von IBM Deutschland, Walter Raizner, bei der Telekom ab Anfang November das neue Ressort Breitband/Festnetz führen wird (Computerwoche.de berichtete). In dem Bereich sollen ab kommendem Jahr die Zuständigkeiten für die Geschäfte von T-Com und T-Online auf dem Privatkundenmarkt gebündelt werden.

T-Online-Chef Thomas Holtrop, der sich ebenfalls Hoffnungen auf diesen Posten gemacht hatte, war nicht berufen worden und scheidet mit Wirkung zum 30. September aus dem Unternehmen aus. Sein Nachfolger wird der bisherige Finanzvorstand Rainer Beaujean.

Mit Holtrop verliert T-Online einen wichtigen Befürworter der weiteren Eigenständigkeit. Der Topmanager hatte nie einen Zweifel daran gelassen, dass der Internet-Anbieter auch weiterhin an der Börse notiert bleiben müsse. Bei der Konzernmutter wird das offenbar anders gesehen: Die Telekom räumte inzwischen ein, dass sie alle Optionen für T-Online prüfe. Laut Unternehmenssprecher Ulrich Lissek stehe dabei neben der bewährten Form der inhaltlichen Zusammenarbeit auch eine Reintegration zur Debatte. Die Optionen reichten von einer Beibehaltung des Status Quo bis hin zu einer Verschmelzung nach deutschem Recht oder einem öffentlichen Kaufangebot an die externen Aktionäre. Die Telekom hält aktuell knapp 74 Prozent der T-Online-Anteile, 20 Prozent sind im Streubesitz, der Rest liegt beim französischen Medienkonzern Lagardère.

Strategisch wäre die Rückführung von T-Online in den Mutterkonzern nur konsequent nach der Schaffung der Sparte Breitband/Festnetz. Diese soll der aus Kundensicht intransparente und verwirrenden Aufteilung des Breitbandgeschäfts zwischen T-Com und T-Online ein Ende bereiten. Einer Wiedereingliederung könnten allerdings die Rückkaufkosten im Wege stehen, die auf mindestens drei Milliarden Euro geschätzt werden. Der Konzern hätte dann allerdings Zugriff auf den Barmittelbestand von T-Online von mehr als vier Milliarden Euro und könnte somit seinen Schuldenberg von rund 43 Milliarden Euro weiter abtragen. (mb)