Rotierende Speicher genügen oft den Daten-Transfer-Anforderungen der Betriebssysteme nicht:"Halbleiter-Platte" verkürzt Antwortzeiten

17.07.1981

Die Probleme sind eigentlich für alle DV-Chefs die gleichen: Wie kann die Produktivität des Systems vergrößert, die Antwortzeit an den Terminals verkürzt und die Zahl der aktiven Endanwender sowie die Produktivität der Programmierer vergrößert werden. Der Schlüssel zur Lösung dieser Frage liegt in vielen Fällen beim "Paging", wie Untersuchungen ergeben haben. Oft reichen Schnelligkeit und Leistungsfähigkeit der herkömmlichen Plattentechnologie nicht aus, den Daten-Transfer-Anforderungen zeitgemäßer Betriebssysteme zu genügen. Intel glaubt die Lösung mit einer "Halbleiter-Platte" gefunden zu haben.

Der Speicher "Fast 3805" umgeht als Halbleitereinheit die mechanischen Verzögerungen, die beim Zugriff auf herkömmliche Paging-Einheiten auftreten. Bei der Konzeption ihrer 3805 gingen Intels Ingenieure von der These aus, die Zentraleinheit als schnellste und kostspieligste Komponente einer Anlage unnötig warten zu lassen, stelle unterm Strich eine beträchtliche Verschwendung menschlicher wie maschineller Kapazitäten dar.

Als Beispiel wird dabei von Intel-Speicherfachleuten auf Systeme verwiesen, die mit MVS, TSO, IMS und VM mit CMS arbeiten und bei denen große Datenmengen in den Speicher gebracht beziehungsweise von dort geholt werden müssen. Vielfach, etwa bei Timesharing-Systemen, werden dabei intensive Paging-Aktivitäten erforderlich - wenn beispielsweise der Arbeitsbereich des Anwenders kurzzeitig zurück in den Speicher verlagert werden muß. Je länger dieses Paging dauert, um so länger sitzen die Anwender untätig wartend vor ihren Bildschirmen.

In vielen Fällen summieren sich die laufenden Paging-Operationen pro Tag zu vielen Millionen und das bedeute, betont Intel, daß mit der 3805-Speichereinheit gleich mehrere Stunden wertvoller Zeit gewonnen werden können. Je nach Situation kann man jetzt die Zahl der Terminals erhöhen (mitunter bis auf das Doppelte, behauptet Intel) oder die Antwortzeiten reduzieren- und das soll sogar einen doppelten Effekt bringen.

Nicht nur, daß die eigentliche System-Antwortzeit kürzer wird: Je schneller der Bildschirm reagiert, zeigten Untersuchungen, desto schneller reagiert umgekehrt wiederum der Benutzer. Ganz abgesehen davon, daß bei flottem Gedankenfluß die Warterei vor dem Datensichtgerät manchmal ganz schön nerven kann.

Betrachten wir die wichtigsten technischen Daten des Speichersystems 3805. Während die typische Zugriffszeit beim Hauptspeicher etwa 0,1 Mikrosekunden beträgt, liegt sie Intel zufolge bei der 3805 bei 400 und bei der Trommel 2305 bei 5000 Mikrosekunden, bei der Festkopf-Platte 3350 bei 8000 und bei der gewöhnlichen 3350 bei 33 000 Mikrosekunden. Das bedeute, man könne den Plattentransfer verdreifachen und die Durchsatzleistung verzehnfachen, ohne jedoch zusätzliche Kanäle oder Steuereinheiten vorsehen zu müssen.

Die 3805 ist laut Intel aus dynamischen 16 K-MOS-RAMs aufgebaut und läßt sich stufenweise von 12 bis 72 MB Kapazität erweitern. Die Standard-Übertragungsrate gibt Intel mit 1,5 bis 2 MB pro Sekunde und Kanal an, doch ist auch ein Zwei-Byte-Interface verfügbar, mit dem die Übertragungsrate verdoppelt werden kann.

Intern wird die 3805 vom Intel-16 Bit-Mikroprozessor 8086 gesteuert. Er führt automatisch die nötigen Routinen zur Zwei-Bit-Fehlererkennung und -korrektur aus und lagert Daten gegebenenfalls in Ersatzbereiche aus. Besondere Diagnostikroutinen weisen auf Systemteile hin, die unter Umständen ausgetauscht werden müssen.

Für den Betrieb mit einer 370-, 303X- oder 4300-Zentraleinheit steht die Option "Native Mode" zur Verfügung; ein Weg, so Intel, höchste Geschwindigkeit und maximale Zuverlässigkeit zu erreichen. Native Mode verbessert die Leistungsfähigkeit der CPU durch Reduzieren der Befehle, die für eine Paging-E/A benötigt werden, um mehr als zwei Drittel.

Pro Sekunde und Steuereinheit wird eine Paging-Frequenz von 530 4K-Blöcken erzielt; die Adressierungstechnik der "Fixed-Block"-Architektur - sie vergrößert auch die nutzbare Kapazität - trägt zu diesen Leistungsziffern erheblich bei.

Die 3805-Einheiten werden in der Bundesrepublik mit zwei bis vier Wochen Lieferzeit angeboten; 12 MB sollen nach Intel-Angaben soviel kosten wie etwa 2 MB "Original-lBM"-Hauptspeicher.