Rosskur der IT GmbHs schlägt an

11.11.2004
Von Holger Neinhaus

Nur wenige Studienteilnehmer konnten sich noch 100 Prozent des IT-Topfs der Mutter sichern, die Mehrheit muss sich die Gelder mit der außerhäusigen Konkurrenz teilen. Überraschend ist, wie viel die externen Dienstleister mittlerweile gewinnen: Nachvollziehbar erscheint zwar, dass der interne IT-Anbieter nur noch 63 Prozent der Konzernausgaben für IT-Operations einstreichen kann - die vielen Outsourcing-Aufträge der vergangenen Jahre fordern ihren Tribut. Dass die eigene IT-Organisation dagegen nur noch gut 50 Prozent des Budgets in ihrem angestammten Kernfeld, der Anwendungsentwicklung einnimmt, zeigt den fortgeschrittenen Wettbewerb mit aushäusigen Konkurrenten.

IT-Töchter entdecken die Mutter neu

Diese Zahlen haben das Management der IT GmbHs aufgeschreckt. Daher haben sie als vornehmliches Ziel erklärt, verlorenen Boden gutzumachen und den Umsatz mit Bestandskunden zu steigern (siehe Grafik "Maßnahmen der kommenden zwölf Monate"). Diese Herausforderung rückt andere Themen wie etwa die Akquise von Neukunden, das Insourcing weiterer IT-Aktivitäten oder die Verbesserung der Verwaltungsfunktionen in den Hintergrund. Um sich als wettbewerbsfähiger Provider aufzustellen, wollen die internen Dienstleister zudem ihr Leistungsportfolio weiterentwickeln und einzelne IT-Aktivitäten outsourcen. Offenbar hat das Management begriffen, dass eine stärkere Ausrichtung der eigenen Services an den Bedürfnissen der Fachbereiche erforderlich ist, um die Kunden zufrieden zu stellen.

Das war nicht immer so: Bisher folgte das Leistungsangebot den zur Verfügung stehenden Technologien, der Kundennutzen war unwichtig. Eine genaue Betrachtung der Wertschöpfungsketten im Kerngeschäft zeigt auch heute noch erhebliche Leistungslücken. Ebenso viele Unternehmen pflegen darüber hinaus ein Serviceangebot, dem kein konkreter Bedarf seitens der internen Kunden gegenübersteht. Zum Teil werden Dienste auch nicht wettbewerbsfähig erbracht. Diese Leistungen müssen über kurz oder lang im Rahmen von Outsourcing-Projekten an externe Anbieter übergeben werden.

Die Befragung hat aber auch ergeben, dass Outsourcing kein Tabuthema ist. IT-Töchter und IT-Bereiche setzen sich aktiv mit den Offerten auseinander, im Durchschnitt haben zirka 30 Prozent der Befragten bereits Funktionen teilweise oder komplett ausgelagert (siehe Tabelle "Ausgelagerte Funktionen"). Darüber hinaus planen viele Unternehmen bis zum Jahr 2007 weitere Outsourcing-Projekte.

Die Befragten tun dies, obwohl sie mit Auslagerung oft schlechte Erfahrungen gemacht haben. Die Qualität der Services und die Einsparungen bewerten sie als ernüchternd, zufrieden äußerten sich die Manager selten. Das gilt im Übrigen unabhängig davon, welche Funktionen dem Dienstleister übergeben wurden (siehe Grafik "Erfahrungen mit dem Outsourcing"). Mit den erzielten Kosteneinsparungspotenzial zeigten sich 41 und 64 Prozent der Befragten zufrieden. Auch die Qualität der extern erbrachten Leistung erreicht ein ähnliches Bewertungsniveau und ist damit jenseits einer akzeptablen Benotung.