Marktforscher prognostizieren Wachstum von 12 bis 12,5 Prozent:

Rosigere Zeiten für die deutsche DV-Branche

24.03.1989

KRONBERG (CW) - Nachdem das Jahr 1989 in den ersten beiden Monaten gut angelaufen ist, prognostizieren die Marktforscher von IDC für das Gesamtjahr 1989 ein Wachstum von 12 bis 12,5 Prozent. Dies kommt einer Ausweitung des Umsatzvolumens von 36,6 Milliarden Mark im letzten Jahr auf diesjährig rund 41 Milliarden Mark gleich. Der Markt für Software und Services werde gar einen Wachstumsschub von 18 bis 19 Prozent erfahren.

Manfred Frey, Geschäftsführer der International Data Corporation Deutschland GmbH: "Nachdem 1987 mit 10 Prozent Zuwachs ein extrem schlechtes Jahr für die Branche war, haben die 11,4 Prozent Wachstum 1988 schon ein Aufwärtssignal gesetzt. Für 1989 und übrigens auch für 1990 erwarten wir eine sich beschleunigende positive Entwicklung."

Die goldenen Zeiten - zwischen 1980 und 1985 hatte die deutsche DV-Branche im Durchschnitt Zuwachsraten von über 20 Prozent zu verzeichnen - werden sich nach IDC-Einschätzung allerdings vorläufig nicht wiederholen. Frey: "Die gesamte Informationstechno-logie befindet sich derzeit in einer Umbruchphase. Die Diskussionen um offene Architekturen und Netzwerke, der auf offener Bühne ausgetragene Kampf der Hersteller um die Unix-Vorherrschaft, die Ausbreitung mikroprozessorbasierter Systeme in angestammte Märkte traditioneller Rechner und die Erkenntnis, daß Integration immer mehr zum Schlüsselfaktor wird, haben die Anwender in weiten Teilen verunsichert. Man darf nicht vergessen, daß die Art der Nutzung von Informationstechnologie heute stärker als je zuvor über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen entscheidet".

Der IDC-Deutschland-Geschäftsführer weiter: "Die Anwender haben also völlig recht, nicht einfach Hardware und Software zusammenzukaufen, sondern nach einer unternehmensweiten IT-lnfrastruktur zu streben. Viele haben bei diesem Bemühen allerdings bislang eher frustrierende Erfahrungen machen müssen. Und dies hängt wiederum unmittelbar mit den derzeitigen Strukturveränderungen der DV-Branche zusammen. Den tiefsten Punkt haben wir immerhin überwunden, so daß für die kommenden Jahre ein verhaltener Optimismus berechtigt ist."

Immer mehr Bedeutung gewinnen dabei laut IDC Software und Dienstleistungen gegenüber der Hardware. Die Kronberger Berater gehen davon aus, daß der deutsche Markt für Software und Services 1989 einen Wachstumsschub von 18 bis 19 Prozent erfahren wird. Für Rechner prognostizieren die Marktbeobachter hingegen lediglich 8 bis 9 Prozent Zuwachs. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Für 1989 erwartet IDC ein Hardware-Umsatzvolumen von rund 19,3 Milliarden Mark, für Software und Services dürften etwas über 17 Milliarden Mark angesagt sein. Frey: "1990/91 wird in der Bundesrepublik erstmals mit Programmen und EDV-Dienstleistungen mehr Geld eingespielt werden als mit Hardware.

Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, wenn sich praktisch alle Hardwarehersteller mehr oder minder erfolgreich zu Systemhäusern entwickeln."

Aber auch innerhalb des Hardwarebereichs sind nach Analysen von IDC Strukturveränderungen zu verzeichnen: Der Trend zum Einsatz kleinerer Rechner hält an. So wurde 1988 laut IDC erstmals mit Personal Computern mehr Umsatz eingespielt als einzeln in den Kategorien kleine, mittlere und große Mehrplatzsysteme. Frey geht davon aus, daß diese Entwicklung sich in den kommenden Jahren noch verstärken und daß der PC-Umsatz 1993 den Umsatz mit Mainframes und Superminis zusammengenommen übertreffen wird.