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Ron Sommers Kampf gegen den Kursverfall

16.08.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Telekom-Chef Ron Sommer soll sechs Investmentbanken einen Pakt angeboten haben, um eine Überflutung des Aktienmarktes mit Telekom-Papieren und damit einen weiteren Kursverfall zu verhindern. Wie die "Financial Times Deutschland" (FTD) unter Berufung auf Frankfurter Bankenkreise berichtete, sollen die Geldinstitute künftig bei der Ausgabe von Aktien und Anleihen bevorzugt werden, wenn sie im Gegenzug auf den Verkauf von größeren Aktienpaketen im Auftrag von Großaktionären verzichten. Zu den sechs Auserwählten zählen laut FTD neben der Deutschen Bank die Dresdner Kleinwort Wasserstein, Goldman Sachs, Merrill Lynch, Credit Suisse First Boston und Schroder Salomon Smith Barney. Telekom-Insider hätten allerdings betont, dass es keine formelle Vereinbarung gebe.

Seit der Übernahme der US-Mobilfunkanbieter Voicestream und Powertel, die zum großen Teil durch Aktientausch finanziert wurde, gibt es weltweit mehrere Großaktionäre, die ihre Anteilsscheine nach Ablauf der vereinbarten Haltefristen abstoßen könnten. Zu den wichtigsten zählen die Hongkonger Hutchison Whampoa, Telephone & Data System aus den USA, die Investmentbank Goldman Sachs und der finnische TK-Konzern Sonera. Diese sollen im Besitz von 520 Millionen oder gut zehn Prozent aller T-Aktien sein. Welche Folgen ein Verkauf dieser millionenschweren Aktienpakete nach sich ziehen kann, wurde Anfang vergangener Woche deutlich. Die Deutsche Bank hatte im Auftrag eines solchen Anteilseigners (vermutlich Hutchison Whampoa) 44 Millionen Aktien am Markt platziert und löste damit einen dramatischen Kurssturz der T-Aktie aus, von dem sie sich bis heute nicht

erholen konnte.

Angesichts des drastischen Kurseinbruchs gab sich der Telekom-Chef gestern alle Mühe, vor allem die Kleinaktionäre zu beruhigen. In einem offenen Brief an die "Aktionärinnen und Aktionäre der Deutschen Telekom", der am Mittwoch als ganzseitige Anzeige in allen großen Tageszeitungen erschienen ist, bedauerte er den rapiden Kursverlust der vergangenen Woche. Die Gründe dafür seien nicht in einer Veränderung der wirtschaftlichen Kerndaten des Unternehmens zu suchen, betonte Sommer und machte äußere Umstände für den jüngsten Einbruch verantwortlich. "Wir sehen die aktuelle Kursentwicklung im krassen Widerspruch zur operativen Performance und zur strategischen Positionierung des Unternehmens", hieß es darin. Auf die aktuellen Kursrisiken, die im Zusammenhang mit dem Verkauf von umfangreichen Aktienpaketen seitens der Großaktionäre bestehen, ging der Telekom-Chef allerdings mit keinem Wort ein.