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Ron Sommer endgültig auf der Abschussliste?

10.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Telekom-Chef Ron Sommer gerät zunehmend unter Druck, sein Amt niederzulegen. Die "Tagesschau" berichtete gestern, Kanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel hätten die Ablösung des Managers bereits beschlossen. Die "Berliner Zeitung" will erfahren haben, der Schritt könne noch in dieser Woche im Rahmen einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung erfolgen. Berichte, der frühere VW-Chef Ferdinand Piëch sei als Nachfolger vorgesehen, wurden von verschiedenen Seiten dementiert. Sommer selbst will von einem Rücktritt nichts wissen und ist der festen Überzeugung, er habe sich nichts vorzuwerfen.

Das Präsidium des Telekom-Aufsichtsrats tagte gestern in Bonn zehn Stunden lang und beklagte sich anschließend öffentlich über eine politische Einflussnahme der Regierung. Der Bund hält noch immer rund 43 Prozent an der Telekom und ist damit größter Anteilseigner. Die einst als Volksaktie gepriesene Telekom-Aktie, die inzwischen seit Wochen unter ihrem Ausgabekurs notiert, profitierte gestern von den Gerüchten um eine Ablösung Sommers und stieg zum Fixing um knapp sieben Prozent auf 11,32 Euro.

Unter der Ägide von Ron Sommer wurde die Deutsche Telekom über die vergangenen sieben Jahre hinweg zu Europas größtem TK-Konzern mit zuletzt 48,3 Milliarden Euro Jahresumsatz. Fast ein Fünftel des Unternehmens ist im Besitz von US-Anlegern. Allerdings drücken den Bonner Carrier die Kosten seiner Expansion - die Schulden summieren sich inzwischen auf 67,2 Milliarden Euro (Stand: 31. März 2002), davon 33 Milliarden für die Voicestream-Übernahme und acht Milliarden für UMTS-Lizenzen. Die Aktie der Telekom hat seit ihrem Allzeithoch vor rund zwei Jahren rund 90 Prozent an Wert verloren. (tc)