Trends bei Systemen für grafische Datenverarbeitung:

"ROM-Plot" mit Software III bei sinkenden Preisen

24.09.1976

Unmöglich, alle grafischen Systeme zu kennen, die auf dem deutschen Markt derzeit angeboten werden. Der Versuch, einen Überblick zu geben, kann nur im wahrsten Sinne des

Wortes querschnittartig sein: Trends aufzuzeigen, Entwicklungen zu erkennen, halbwegs gesicherte Prognosen zu wagen - mehr ist mit dem folgenden Beitrag nicht beabsichtigt.

MÜNCHEN - Grafische Datenverarbeitung - für Flugzeugkonstrukteure und Halbleiterdesigner: ja; für die Mehrzahl der Firmen in anderen Industriebereichen: nein! Hartnäckig hält sich die Meinung, CAD (Computer Aided Design) und CAM (Computer Aided Manufacturing) wäre nur etwas für Großbetriebe - weil zu teuer. Womit einmal die erforderliche Hardware gemeint ist und zum anderen auf "nicht vorhandene" Software angespielt wird. Zumindest ersteres stimmt - wenn man den Herstellern glauben darf - nicht mehr. Gerade in jüngster Zeit wurden in loser Folge vom "intelligenten" Trommelplotter über das "intelligente" Digitalisiergerät bis zum "intelligenten" Display (Intel macht's möglich) eine Reihe von Systemen für grafische Datenverarbeitung angekündigt, die sämtlich das Prädi(...)"low-cost" für sich beanspruchen.

Neue Perspektiven

Nun ist - auch in Verbindung mit dem Computer - Grafik nicht gleich Grafik. Eine Begriffsdefinition ist erforderlich: Grafische Systeme sind nach herrschendem Sprachgebrauch Peripherie-Einheiten für die Ein- oder Ausgabe "nicht-verbaler" Informationen - egal, ob nun vollkommen rechner-abhängig oder, mit "Fähigkeiten zur Autonomie" ausgestattet.

Fachexperten sind sich darin einig, daß der Einsatz grafischer Systeme völlig neue Perspektiven eröffnet:

- Bisher rein numerisch aufgebaute Statistiken, Berichte und Informationen aus der EDV können als Linien, Kurven, Segmente, Blocks und Histogramme in praktisch beliebiger Form visualisiert werden,

- die darzustellenden Informationen lassen sich verhältnisgerecht projizieren,

- eine Verdichtung kann in allen denkbaren Stufungen geschehen.

Trend zur Mikro-Steuerung

Die neuesten Ankündigungen auf dem Gerätesektor spiegeln die Entwicklung hin zu intelligenten und dabei preiswerten Grafik-Systemen sehr gut wider.

Da wären zunächst - bei den klassischen elektromechanischen Pen-Plottern - die drei neuen Trommelplotter 1102, 1202 und 1302 von Benson zu nennen (CW-Nr. 38 vom 17. 9. 76: "Low-cost"-Plot mit Mikro-Steuerung). Rund 25 000 Mark kostet das kleinste Modell 1102, das bereits über einen eingebauten Mikroprozessor verfügt. Technische Daten: Zeichengeschwindigkeit 70 mm/s bei 0,05 mm Auflösung, V24-Schnittstelle, Zeichnungsformate bis über DIN A0 hinaus.

Calcomp hat seit gut einem Jahr mit dem Modell 960 einen Hochleistungsplotter im Programm, der vom Design her die "Vorteile der Trommel- und Tischbauweise in sich vereinigt" (Werbetext).

Keiner ist softer

Was auf die Marktführer im Plotter-Business zutrifft, "daß sie nämlich für die Entwicklung von Anwendungs-Software mehr getan haben als die Mainframer" - wie vor allem Anwender konzidieren -, das gilt auch für die kleineren Hersteller. So hat etwa die US-Firma Houston Instrument (Vertrieb in der BRD: Kontron Elektronik, Eching b. München) kürzlich neue Digitalplotter angekündigt, bei denen unter Verwendung eines Vektorgenerators die Schrittgeschwindigkeit per Software verändert werden kann.

Die neuen Modelle der Serie DP-8 - so die Kontron-Typenbezeichnung - zeichnen sich durch Geschwindigkeiten von 7,62 cm/s bis 11,43 cm/s (axial) und eine Auflösung zwischen 0,03 und 0,254 mm aus. Walzenbreite: 92,7 cm (36,5). Die Preise dieser neuen Plotter liegen zwischen knapp 30 000 Mark für das kleinste und 36 800 Mark für das leistungsstärkste Modell.

Sowohl offline wie im Timesharing können die mikroprozessor-gesteuerten Flachbettplotter der DP-Reihe (DP-1500, DP-1600 und DP-1700) von Glaser Data Electronic betrieben werden, für die hierzulande die Firma DCP, Digital Computer Peripherie, Frankfurt, die Vertriebsrechte hat. Die für Formate von DIN A2 bis DIN A0 ausgelegten Zeichenanlagen sind ebenfalls ab 30 000 Mark zu haben - das Preisgefüge ist allgemein ins Rutschen gekommen.

Druckreifer Kontrast

Höhere Leistung als elektromechanische Geräte bringen bekanntlich die elektrostatischen Printer/Plotter. Bei ihnen ist die Geschwindigkeit nicht von der Komplexität der Zeichnung abhängig: Schwarze Flächen werden genauso schnell gezeichnet wie Linien. Darunter leidet allerdings die Zeichengenauigkeit und Schärfe. Verbesserungen auch hier: So wird bei den "Elektrostaten" der Gould Inc. (Modelle 5005 und 5105) durch Verwendung von neuen "Staggered Heads" ein Kontrast erreicht, "der fast Druckqualität hat", wie es in der Presse-Information heißt. Die Erklärung: Es wird so gezeichnet, daß sich die Punkte überlappen.

Den Engpaß "Datenübertragungsrate" umgeht Varian, bekannt als Hersteller von Minis und "Graphics" (Statos-Printer/Plotter), durch Datenkompression in Verbindung mit einer "Dataplot-III-Software". Interessant dürfte ferner sein, daß Varian für seine Statos-Maschinen auch ein Serial-Interface für RS-232/V 24 hat.

Refresh kontra Speicher

Nun wird vielfach gesagt, daß das Angebot leistungsfähiger Ausgabegeräte für Grafik durchaus respektabel sei, es jedoch auf der Eingabeseite hapere. Auch das dürfte sich bald ändern: Die SKS Steinmetz Krische Systemtechnik GmbH, Karlsruhe, präsentiert mit GRID eine Systemfamilie, bei der die einzelnen Komponenten (Digitalisiereinheit, Display, Flachbettplotter, Floppy-Disk-System, Drucker, Magnetband-Station, V24-Multiplexer etc.) zu einem kompletten System für grafische, interaktive Datenverarbeitung ausgebaut werden können.

Unvollständig ein Querschnitt durch das Geräteprogramm für grafische DV, der nicht die Display-Terminals berücksichtigt. Gab es vor Jahren einen Boom sogenannter Speicherbildröhren, wie sie etwa Tektronix vertreibt, so zeigt sich jetzt ein Trend zur Entwicklung von mikroprozessor-gesteuerten "Refresh"-Bildschirmsystemen. Wenn Tektronix' Marktführerschaft noch unangetastet ist, so liegt das - wie Branchen-Insider zu wissen glauben - einfach daran, daß Speicherbildröhren im Normalfall gut die Hälfte billiger sind als Bildwiederholspeicher, wobei die Kaufpreise in einer Relation von 50 000 Mark zu 100 000 Mark liegen - Ausnahmen nach oben wie nach unten bestätigen die Regel.