Ein Netz auf der grünen Wiese bauen? Für das rund 200köpfige IT-Team des Roskilde Festivals ist dieser Traum vieler Admins im doppelten Sinne des Wortes Realität: Jedes Jahr bauen sie auf den Grünflächen des Festivalgeländes für eine Woche eine neue Netzinfrastruktur auf, um rund 130.000 Besucher, Helfer, Organisatoren und Journalisten mit Internet und WLAN zu versorgen. Alleine über die rund 200 drahtlosen Hotspots, die über das drei Quadratkilometer große Festivalgelände verteilt sind, sollen 20.000 Besucher gleichzeitig online gehen können. Damit hatten sich die Anforderungen an das Netz binnen weniger Jahre verzehnfacht und Mietleitungen sowie DSL reichten nicht mehr aus, kostet aber viel Geld. Zu viel, fanden die Veranstalter, die das Festival in der Nähe von Kopenhagen seit 1971 veranstalten und Künstler wie Bob Marley, The Cure, David Bowie, Coldplay oder in diesem Jahr Kraftwerk gewinnen konnten. Schließlich werden die Erlöse des Festivals für wohltätige Zwecke gespendet.
Hinter diesen Zahlen steht eine Infrastruktur, auf die manches Unternehmen neidisch sein könnte. Um den steigenden Bandbreitanforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig flexibel zu bleiben, entschied sich das IT-Team dazu, einen rund zehn Kilometer langen Glasfaser-Backbone auf dem Gelände zu verlegen. Permanent installiert, bildet dieser das Rückgrat des Netzes, das sich jedes Jahr neuen Anforderungen stellen muss. So wartete etwa in diesem Jahr der MakerSpace mit Hacking Events und 3D-Druckern mit neuen Bandbreitenforderungen auf. Ebenso fordert die steigende Zahl an Smartphones, für die es auch eigene Rosklide-Apps gibt, ihren Tribut in Sachen Bandbreite und WLAN. Um flexibel auf die sich ändernden Anforderungen reagieren zu können und dennoch die Sicherheit unterschiedlicher Anwendungen wie Registrierkassen oder Payment Terminals gewährleisten zu können, haben sich die Verantwortlichen für ein MPLS-Netz (Multi Protocol Label Switching) entschieden.
Für die IT-Verantwortlichen war MPLS ein Pflichtpunkt im Lastenheft, denn das Netz sollte rund 130 Kassen, 400 bis 500 Payment Terminals sicher verbinden, die Videoüberwachung ermöglichen sowie ein GPS-Tracking des Sicherheitspersonals erlauben. Zudem sollten über das Netz auch noch der interne Verkehr der Veranstalter wie etwa E-.Mail oder Auftragsabwicklung sicher und schnell transportiert werden. Und last but not least sollte über diese Infrastruktur der Content der verschiedenen Konzertbühnen zum Content Provider der Veranstalter gestreamt werden sowie 20.000 Surfern ein ungestörter Internet-Zugang in den Hotspots eröffnet werden. Der Content Partner wiederum veröffentlicht das gesamte Festival gegen eine Gebühr für den Zuschauer öffentlich.
In Sachen Netzhardware entschied man sich in Rosklide letztlich für Equipment von Juniper Networks, da es in den Augen der IT-Verantwortlichen das beste Preis-Leistungsverhältnis bot. Hinzu kam, dass die Ethernet Switches der EX-Reihe das virtuelle Routen unterstützen. Der zentrale Switch wurde um einen Universal Edge Router ergänzt, der auf Layer-2-Ebene virtuelle private LANs auf dem Festivalgelände zur Verfügung stellt. Service Gateways trennen die Infrastruktur des Festivals vom Internet beziehungsweise gewähren den Access Points via Firewall den Anschluss an das globale Netz.
- Ein Netz für 100.000
Eine Woche lang muss die IT-Manschaft auf dem Gelände des Roskilde Festivals über 100.000 User mit Internet und Co. versorgen. - Greenfield-Installation
Dabei kann das Team jedes Jahr wieder auf der grünen Wiese beginnen. - Das vernetzte Festival
Später versorgt das Netz dann eine komplette Zeltstadt. - Strukturierte Verkabelung
Der Eindruck täuscht - was hier chaotisch aussieht, ist die Grundlage für VLANS und MPLS. - Strukturierte Verkabelung II
Trotz fliegender Netzverkabelung wird auf Netz- und Ausfallsicherheit großen Wert gelegt. - Es muss funktionieren
Es muss nicht schön sein, sondern funktionieren - lautet der Leitspruch des IT-Teams - Bitte Bezahlen, aber nur mit Netz
Unternehmenskritisch: Funktioniert das Netz nicht, fallen etwa die Kassen am Bierausschank aus. - Schnurlos Bezahlen
Das Bezahlen mit Karte erfolgt schnurlos per WLAN. - Streaming per IP-Netz
Über das Netz werden auch die Konzertmitschnitte gestreamt. - Rocken und Internet
Im Internet-Cafe erhalten die Besucher an Terminals Zugang zum globalen Netz. - Always on
Eigene Rechner können ebenfalls angebunden werden. - WLAN für Smartphones
Herausforderung Smartphone: 20.000 User sollen in 200 Hotspots gleichzeitig online gehen können.
Bei der Installation selbst galt dann häufig das Motto, schön muss es nicht sein, aber funktionieren. Auf diese Weise mutet der strukturierte Netzaufband dann doch teilweise skurril an.