Studie der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen

Roboter-Boom in den Industrieländern

15.07.1983

GENF (VWD) - Der Bestand an Industrierobotern hat sich weltweit In letzter Zeit ungefähr alle zwei Jahre verdoppelt. Auch in Zukunft ist von einem starken Wachstumstrend auszugehen, so daß sich um die Jahrtausendwende 10 bis 15 Millionen Roboter im Einsatz befinden könnten. Dies Ist zumindest die Ansicht der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (ECE).

Ende 1981 belief sich der Weltbestand an Industrierobotern laut ECE auf 24 752 Einheiten. Dieser Schätzung liegt die Begriffsbestimmung der Internationalen Normenorganisation (ISO) zugrunde, nach der nur programmierbare, zur Ausführung mehrerer, wechselbarer Arbeitsgänge geeignete Handhabungsautomaten zu den Industrierobotern zählen. Es bleiben insbesondere die nichtregulierbaren, handgesteuerten Roboter unberücksichtigt, die unter anderem bei japanischen Schätzungen häufig Mitberücksichtigen werden, woraus sich erhebliche Unterschiede zwischen manchen Schätzungen erklären.

Eine von der ECE ebenfalls zitierte Schätzung weist für Ende 1981 bei Japan 14232 Einheiten, bei den USA lediglich 4109 Einheiten und den westeuropäischen Staaten zusammen nur 2822 Einheiten zu. Andere Schätzungen veranschlagen den Weltbestand an Robotern auf 28000 bis 32000 Einheiten.

Die ersten Roboter wurden in der Kfz-Industrie eingesetzt, und zwar 1961 von General Motors. Andere Bereiche, die jetzt in großem Umfang Roboter einsetzen, sind Elektromaschinenbau, Kunststoffverarbeitung und Metallverarbeitung. Dies zeigt die Übersicht der einschlägigen Investitionen in Japan bis 1979, die als beispielhaft herangezogen werden kann. Nach einer Untersuchung blieben die Investitionsanteile der drei fahrenden Industriezweige in Japan 1980 gegenüber dem Vorjahr fast unverändert; nach einer anderen aber, überflügelte der japanische Elektromaschinenbau mit einem Investitionsanteil von 36 Prozent die Kfz-Industrie (29 Prozent). Britische und französische Daten bestätigen im wesentlichen die japanische Gliederung. In Großbritannien werden 37 Prozent der Roboter in der Kfz-Industrie, 17 Prozent in der Metallverarbeitung eingesetzt. In Frankreich führt mit Abstand der Kfz-Bau, es folgt die Elektronikindustrie.

In der Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien waren 1981 die Anteile der Roboter, die zur Bedienung von Werkzeugen eingesetzt waren, in etwa gleich (54,4 Prozent beziehungsweise 49,8 Prozent). An zweiter Stelle folgten Roboter, die Werkstücke greifen (23,3 Prozent beziehungsweise 33,5 Prozent). Die Montage-Roboter machten in der Bundesrepublik Deutschland 4,3 Prozent, in Großbritannien 2,1 Prozent aller vorhandenen Einheiten aus. In beiden Ländern wurden 18 Prozent beziehungsweise 14,6 Prozent der Roboter für nichtindustrielle Zwecke (unter anderem Ausbildung, Forschung) eingesetzt. Auch in der DDR ist der Anteil der Montage-Roboter (1980: vier Prozent) niedrig. Die Werkzeuge greifenden Einheiten machten allerdings 78 Prozent aus. In Japan haben die Montage-Roboter offenbar größere Bedeutung in der USA scheinen sie anteilmäßig kaum mehr als in den fahrenden westeuropäischen Ländern verbreitet zu sein.

Die Montage-Roboter werden an Bedeutung gewinnen. Ihre zahlenmäßige Verbreitung hängt offenbar, aber wesentlich von den Fortschritten ab, die bei der Entwicklung geeigneter Modelle erzielt werden und weniger von den Investitionskosten. In Westeuropa könnte sich der Anteil der Montage-Roboter am gesamten Roboterbestand wie folgt entwickeln (in Prozent): 1981: acht; 1983:20; 1986:25.

Die Fertigung kleiner Serien kann nach, Ansicht der ECE am besten durch Einsatz von Industrierobotern automatisiert und damit wirtschaftlicher als bisher gestaltet werden. Die Frage wird auf einem für September 1984 in Sofia geplanten ECE-Seminar über flexible Fertigung näher untersucht. In Schweden, das den größten Roboter-Park, gemessen an der Erwerbsbevölkerung, unterhält, wurde allerdings festgestellt, daß numerisch gesteuerte Werkzeugmaschinen im Rahmen der flexiblen Fertigung den Robotern weitgehend vorgezogen werden. Letztere werden noch größtenteils für die Massenfabrikation eingesetzt und dement sprechend im Gegensatz zu den numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen kaum ungerüstet. Die Anpassungsfähigkeit der Roboter wird also wenig ausgenutzt.

Der Industrierobotermarkt gilt als stark expansiv. Die verschiedenen Marktschätzungen weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Japan erwartet zum Beispiel bis über die Mitte dieses Jahrzehnts hinaus eine jährliche Zunahme der installierten Stückzahlen um 50 Prozent und danach um zehn Prozent. Die USA sehen bis Anfang der 90er Jahre eine Ausdehnung ihres Roboterbestands auf 200000 Einheiten voraus. Großbritannien setzt für 1985 einen solchen von 2500 bis 5000 Einheiten an.

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