Integration der IT-Systeme

Risikoverringerung hatte für die Commerzbank oberste Priorität

18.07.2011
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Sicherheit ging vor Schnelligkeit

CW: Die Fusion der Banken ging 2009 über die Bühne. Wieso wurde die Integration der IT-Systeme erst Ostern 2011 weitgehend abgeschlossen?

Die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main
Die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main
Foto: Commerzbank AG

LEUKERT: Auf der IT-Seite haben wir uns zuerst um die Infrastruktur gekümmert und die notwendigen Anpassungen etwa mit Blick auf das verdoppelte Volumen und die geplante Beibehaltung der Kontonummern vorgenommen. Diesen Prozess haben wir mit dem "Harmonisierungs-Release" im August 2010 abgeschlossen. Im April 2011 wurden die Kunden- und Produktdaten schließlich vereinheitlicht. Über eine eigens entwickelte "Datendrehscheibe" haben wir die fachliche Seite und die Datenseite beider Banken miteinander in Einklang gebracht. Damit das auf Anhieb klappte, wurden zuvor sieben Testläufe gefahren.

CW: Die Datenmigration erfolgte an zwei Wochenenden. Die HVB/Unicredit hat das an einem Wochenende geschafft.

LEUKERT: Uns ging es vor allem um Risikoverringerung. Wie wollten zuerst wissen, dass die Stammdatenmigration erfolgreich verlaufen war, bevor wir die Produktdaten überführten.

CW: Sie haben die Integration als das größte und komplexeste europäische IT-Projekt im Bankensektor bezeichnet. Inwiefern ist komplexer als die SAP -Einführung der Deutschen Bank oder das EuroSIG-Projekt der Unicredit/HVB?

LEUKERT: Der Umfang auf der geschäftlichen Ebene betrifft das gesamte Spektrum einer Universalbank. Und das Volumen ist bislang unerreicht. Zudem ließ sich dieser Umfang nicht in Portionen unterteilen, sondern war in einem Durchgang zu meistern.

CW: Und dann holen Sie auch noch die ausgelagerten Services wieder ins Unternehmen. Wieso tun Sie sich das an?

LEUKERT: Weil wir auf der eigenen Plattform niedrigere Stückkosten erzielen konnten, als sie uns von außen - nachhaltig - angeboten wurden. Was die Skaleneffekte angeht, kann uns heute kaum jemand schlagen. Darüber hinaus hatten wir ein vitales Interesse daran, dass unsere Projektrisiken beherrschbar blieben, und das waren sie am besten beim Re-Insourcing.