Integration der IT-Systeme

Risikoverringerung hatte für die Commerzbank oberste Priorität

18.07.2011
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

400 Millionen Euro durch IT-Synergien

CW: Die IT soll 400 Millionen Euro zu den angepeilten Einsparungen von 2,4 Milliarden beitragen. Da das Geschäft einer Bank überwiegend aus IT besteht, fragt man sich: Warum nur ein Sechstel?

LEUKERT: Ein Sechstel ist relativ viel - angesichts der Tatsache, dass die IT lediglich ein Fünfzehntel der gesamten Mitarbeiter beschäftigt. Bei dem kommunizierten Betrag handelt es sich zudem um Einsparungen, die sich allein aus Synergieeffekten innerhalb der IT ergeben. Dass die IT Voraussetzung für Synergien in anderen Bereichen ist, wurde hier nicht berücksichtigt.

CW: Was war Ihre schwierigste Aufgabe während der Migration?

LEUKERT: Das Ziel stabil zu halten. Sie können die Funktionen nicht einfrieren, denn es gibt regulatorische Anforderungen, die Sie einfach erfüllen müssen. Aber daneben gibt es zahlreiche Anforderungen im Sinne von: "Wenn wir schon mal dabei sind, können wir doch gleich …" Nein, das kann man nicht. Alles, was nicht unbedingt notwendig ist, lässt man besser. Sie können nicht gleichzeitig konsolidieren und optimieren. Die Integration hat unbedingt Vorfahrt.

CW: Eine zusätzliche Schwierigkeit haben Sie eingebaut, indem Sie allen Kunden ihre Kontonummern erhalten haben. Das ist im Sinne der Kundenbindung sinnvoll, aber schwer umzusetzen.

LEUKERT: Wir wollten, dass die Integration für unsere Kunden so einfach und komfortabel wie möglich umgesetzt wird. Aber es ist richtig, dass dieses Ziel erheblichen Aufwand verursacht hat - vergleichbar mit der Umstellung zur Jahrtausendwende. Wir mussten 600 Anwendungen anfassen, denn es handelte sich um "sprechende" Schlüssel, die wir zum Verstummen bringen mussten. Die darin enthaltenen Informationen haben wir dahin gepackt, wo sie hingehören: zum Beispiel in die Kundendatenbank.

CW: Trotzdem beschweren sich Ihre Kunden im Internet über anhaltende Einschränkungen ihrer Banking-Aktivitäten.

LEUKERT: Für unsere Kunden ist die Integration mit der IT-Migration Realität geworden. Sie erhalten jetzt in allen Filialen die gleichen Leistungen und Produkte. Das ist unter Umständen für Einzelne erst einmal neu. Für manche ist auch nicht alles gleich so gelaufen, wie es hätte sein sollen. Jeder dieser Fälle ärgert uns. Aber 99,9 Prozent der Kunden haben von dem gesamten Prozess sehr wenig mitbekommen.