Integration der IT-Systeme

Risikoverringerung hatte für die Commerzbank oberste Priorität

18.07.2011
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Standardsoftware ist problematisch

CW: Sie haben also die IT-Systeme der Commerzbank behalten. Das spiegelt die Verhältnisse der Akquisition wider, wäre aber auch anders denkbar gewesen.

Das neue Logo ist ein Mix, das neue System keineswegs.
Das neue Logo ist ein Mix, das neue System keineswegs.
Foto: Commerzbank AG

LEUKERT: Im Prinzip galt: Wir übernehmen das System, das am meisten unserem neuen Geschäftsmodell entspricht, so dass wir weniger ändern mussten. Wichtig war für uns dabei, dass wir uns grundsätzlich für ein System entschieden haben, um die Komplexität zu verringern. Im Investment-Banking haben wir übrigens teilweise die "grünen" Systeme übernommen, weil wir das kundenfokussierte Geschäftsmodell der Commerzbank durch Elemente der Dresdner Kleinwort erweitert haben.

CW: Die Entscheidung stand unter dem Motto: "Mischen impossible". Erläutern Sie doch mal, warum das so unmöglich gewesen wäre.

LEUKERT: Eine durchschnittliche Universalbank hat etwa 1000 Systeme. Die sind vielleicht noch überschaubar, aber sie haben ja untereinander diverse Schnittstellen. Wird ein System verändert oder neu eingefügt, kommen neue Schnittstellen hinzu - und das erhöht die Komplexität. Umgekehrt gilt: Wenn man dieselbe Schnittstelle nutzen kann, braucht man nicht alles neu zu testen, sondern kann sich mit Regressionstests begnügen. Wir wollten die Banken möglichst schnell und vollständig integrieren. Auch deshalb haben wir uns gleich am Anfang für ein System entschieden.

CW: Sie hätten auch einen harten Schnitt machen und eine neue Softwarelandschaft aufbauen können. Was spricht gegen eine Standardsoftware, wie sie die Deutsche Bank einführen will ?

LEUKERT: Eine Standardsoftware hat sicher ihre Berechtigung. Sie ist sinnvoll, wenn sich häufig Änderungen ergeben, etwa durch neue Anforderungen von Seiten des Gesetzgebers. Diese Vorgaben müssen dann nur einmal - vom Anbieter - implementiert werden. Wenn eine Standardsoftware im laufenden Betrieb eingeführt wird, ist das mit Blick auf die Schnittstellen aber nur schwer möglich. Deshalb arbeiten wir nur vereinzelt mit Standardsoftware: Wir führen derzeit zum Beispiel im Bereich Group Finance Architecture mit SAP eine standardisierte Buchungsmaschine ein.