TecChannel-Studie

Risikofaktor Windows XP - viele deutsche Firmen haben noch Handlungsbedarf

31.03.2014
Von 
Malte Jeschke war bis März 2016 Leitender Redakteur bei TecChannel. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit professionellen Drucklösungen und deren Einbindung in Netzwerke. Daneben gehört seit Anbeginn sein Interesse mobilen Rechnern und Windows-Betriebssystemen. Dank kaufmännischer Herkunft sind ihm Unternehmensanwendungen nicht fremd. Vor dem Start seiner journalistischen Laufbahn realisierte er unter anderem für Großunternehmen IT-Projekte.

Security-Risiko Windows XP

Zwar wird Windows XP zum 8. April seinen Dienst nicht einstellen. Aber Microsoft stellt für das Uralt-System dann keine Sicherheitsupdates mehr zur Verfügung.

Wer nun meint, ein im Jahr 2001 veröffentlichtes System müsste mittlerweile so geflickt sein, dass es hält, unterliegt einem gefährlichen Irrtum. Die Sicherheitsbedrohungen entwickeln sich ständig weiter. So ist Windows XP ja auch noch bei den ersten Patch-Days im Jahr 2014 mit Updates dabei gewesen. Damit ist nach dem 8. April 2014 Schluss. Wer dann noch XP-Systeme im produktiven Einsatz hat, sollte sich schleunigst um eine Lösung des Problems kümmern. Man kann nur mutmaßen, wie sich die Bedrohungen für XP nach diesem Datum entwickeln - sicherer wird der Umgang damit in keinem Fall.

Benutzer von Windows XP sind meist mit Administrationsrechten unterwegs, dies ist die Standardeinstellung und oft auch ein Zugeständnis an bestimmte, häufig ältere Programme. Aus Sicherheitssicht ist das ein Anachronismus; potentielle Angreifer nehmen es wohlwollend zur Kenntnis. Warum niemand mehr mit veralteten Windows-Rechnern im Internet unterwegs sein sollte, verrät Ihnen der Beitrag Nicht ins Netz mit alten Systemen!

Apropos Internet: In Unternehmen ist meist der Internet Explorer der gesetzte Browser. Hier ist unter Windows XP beim längst nicht mehr zeitgemäßen Internet Explorer 8 Schluss, mittlerweile ist der IE11 verfügbar. So berücksichtigen auch Webentwickler immer weniger die veralteten Browser.

Die Nutzung von Windows XP im produktiven Einsatz ist inzwischen nicht nur aus Sicherheitsgründen ein gewagtes Spiel. Denn mit jeder neuen Version von Anwendungsprogrammen ist längst nicht mehr sichergestellt, dass diese in Zukunft noch einwandfrei mit XP funktionieren. Die Softwareanbieter können in Sachen Kompatibilität nicht mehr in jedem Fall Rücksicht auf Windows XP nehmen. Das gilt gleichermaßen für Treiber von Hardware, wie Drucker, Multifunktionsgeräte oder anderer Peripherie. Hier entsprechende Workarounds zu finden, kann die Kosten und den Aufwand für die IT in kaum kalkulierbare Höhen katapultieren. Nach Berechnungen von IDC verdoppeln sich die Betriebskosten für einen fünf Jahre alten Rechner mit Windows XP im fünften Jahr.

Hürden für eine Migration von XP auf eine modernere Plattform

Als größte Hürde für einen Umstieg auf ein anderes Betriebssystem beziehungsweise eine aktuellere Windows-Version nennen kleine und mittlere Unternehmen den Einsatz von Altanwendungen, die nur unter XP laufen. Dabei muss man übrigens nicht immer nur an komplexe Pakete von Drittherstellern denken, das gilt genauso für aufwendig entwickelte eigene Anwendungen - beispielsweise auf Basis von Access 2000.

Bremsklötze für einen Umstieg auf neuere Systeme sind darüber hinaus technische (29 Prozent) wie auch personelle (32 Prozent) Ressourcen. Darüber hinaus spielen die Kosten (33 Prozent) eine nicht unerhebliche Rolle.

Konkret nach Gründen gegen einen Umstieg befragt, nannten die Anwender relativ häufig die neue Bedienoberfläche oder Benutzerführung von Windows 8 und Office. Support, Schulung und Benutzerakzeptanz sind Faktoren, die hier bremsen. Inzwischen hat sich zumindest in Hinblick auf Windows 8 etwas getan. Wer den Startbildschirm mit Kacheloberfläche von Windows 8 nicht mag, bekommt diese unter Windows 8.1 nicht mehr zwangsweise zu Gesicht.

Wird die Benutzeroberfläche von Office erwähnt, lässt dies eigentlich nur einen Verdacht zu: Es ist häufig noch Office 2003 im Einsatz. Denn die Menübänder (Ribbon Bars) hat Microsoft ja bereits mit Office 2007 eingeführt. Anwenderunternehmen, die noch Office 2003 verwenden, dürfen sich in der Tat Gedanken machen, denn auch für diese Programmsuite endet der Support am 8. April 2014. Zudem dürfte der Datenaustausch mit anderen Unternehmen mit dieser Office-Version zunehmend schwierig werden.

Die bereits erwähnten Altanwendungen treiben die Unternehmen ebenfalls um, und verhindern einen Umstieg auf neuere Systeme. In der TecChannel-Studie ist beispielsweise von "unfähigen Softwarelieferanten" und fehlenden Freigaben durch Softwareanbieter die Rede. Gerade in vertikalen Märken sind oft spezielle Branchenanwendungen im Einsatz. Haben sich dessen Anbieter auch nach so langer Zeit nicht auf ein neueres Windows eingestellt, wird es für die Nutzer schwierig.