Nach Blackberry-Flops

RIM-Aktionäre sehnen neue Führung herbei

04.01.2012
Die Aussicht auf eine neue Chefkontrolleurin beim problembeladenen Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) hat die Aktie am Dienstag in die Höhe schnellen lassen.

Das Papier legte an der US-Technologiebörse Nasdaq bis zum Handelsschluss um fast sieben Prozent auf 15,51 US-Dollar zu. Vor einem Jahr war die Aktie noch rund 59 Dollar wert, doch RIM hat Marktanteile an Apples iPhone und die Smartphones mit dem Betriebssystem Android verloren.

Die kanadische Zeitung "National Post" hatte den Kurssprung ausgelöst, indem sie berichtete, dass die hochkarätige Bankmanagerin Barbara Stymiest möglicherweise die beiden bisherigen Verwaltungsratschefs Jim Balsillie und Michael Lazaridis ablöst. Es sei allerdings noch keine endgültige Entscheidung gefallen, schrieb das Blatt unter Berufung auf eingeweihte Personen. RIM ist ein kanadisches Unternehmen.

Viele Investoren machen Balsillie und Lazaridis persönlich für die Pechsträhne verantwortlich. Die beiden sind gleichzeitig Konzernchefs und als Vorsitzende des Verwaltungsrats ihre eigenen Kontrolleure. Eine neue Figur in der Führungsetage werde für frischen Wind sorgen, hoffen die Aktionäre.

Playbook wird billiger

Foto: RIM

RIM versucht seinen bisher erfolglosen iPad-Konkurrenten Playbook jetzt mit massiven Preisabschlägen in den Markt zu drücken. Das Tablet wird im US-Onlineshop des Unternehmens inzwischen auch in der Top-Version für 299 statt zuvor 699 Dollar verkauft. Damit kosten alle drei Playbook-Modelle - egal ob mit 16, 32 oder 64 Gigabyte Speicher im Moment gleich viel. Schon in den vergangenen Wochen hatte es wiederholt Rabatt-Aktionen gegeben - das ist jedoch die bisher größte.

RIM hatte seit dem Start des Tablet-Computers massive Probleme, das Playbook zum geplanten Preis im Bereich von Apples iPad über die Ladentische zu bewegen. Das Gerät kam mit deutlicher Verzögerung auf den Markt, zudem kritisierten Experten Schwächen bei Software und Funktionen.

Wegen der schwachen Verkäufe und deutlichen Rabatte musste RIM bereits Anfang Dezember eine Wertberichtigung von 360 Millionen Dollar nach Steuern auf die Playbook-Bestände verkünden. Im dritten Quartal seien 150.000 Playbook-Tablets an den Handel geliefert worden, hieß es. Apple verkaufte in dieser Zeit mehr als elf Millionen iPads. RIM bekräftigte damals jedoch, im Tablet-Geschäft bleiben zu wollen. Seitdem nahm der Druck auf die Firmenführung mit sinkenden Marktanteilen und schwachen Geschäftszahlen noch weiter zu.

Konkurrent Hewlett-Packard hatte seinen iPad-Rivalen TouchPad unter dem inzwischen gefeuerten Konzernchef Léo Apotheker im August nach einem schwachem Verkaufsstart kurzerhand eingestellt. Beim anschließenden Ausverkauf der Restbestände zu drastischen Preisabschlägen wurde HP die Tablets schnell los - mit Verlust.

Allerdings sitzt die Bankerin Stymiest schon seit 2007 als einfaches Mitglied im Verwaltungsrat - und hat damit die Entscheidungen von Balsillie und Lazaridis mit abgenickt. Die RIM-Spitze hatte den Trend hin zu berührungsempfindlichen Bildschirmen verschlafen; zudem hinken die Blackberrys in Sachen Multimedia dem iPhone und den Android-Smartphones hinterher. Die Verkäufe waren zuletzt zurückgegangen. (dpa/tc)