Geschäftsprozesse und Funkchips

RFID bahnt sich den Weg in die Praxis

23.10.2008
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Pakete für RFID-Einsteiger

Um die Einstiegskosten für RFID-Lösungen niedrig zu halten, hat Siemens eine Reihe von "Starter Kits" aufgelegt. Sie bestehen aus Siemens-eigener RFID-Hardware, Beratung sowie einer Middleware des Softwarepartners RF-IT Solutions aus Graz. Von RF-IT stammt zudem das Entwicklungspaket, mit dem sich Softwareanwendungen erstellen und anpassen lassen. Die Softwareplattform kann von den Funkchips gelieferte Daten aufbereiten und Geschäftsapplikationen zur Verfügung stellen. Siemens betrachtet das Produkt jedoch nicht als Baukasten, sondern als vorkonfigurierte Standardlösung, mit der Unternehmen schnell einsteigen können.

Zu den Starter Kits zählt eine Lösung für Bekleidungsgeschäfte. Ein Gerät erzeugt die RFID-Tags, mit denen die ausgehängten Waren versehen werden. Mit mobilen Geräten können Angestellte den Bestand erfassen, und zwar nicht nur die Menge, sondern auch Farbe und Größe und sonstige Merkmale. Auf diese Weise sollen Soll- und Ist-Mengen leichter abgeglichen werden. Vermeiden könnten Läden ferner Bestandslücken im Sortiment und somit Umsatzeinbußen. Das betrifft nicht nur den Nachschub, sondern auch eine genaue Erfassung, was an Waren vorhanden ist. Käufer verlegen beim Anprobieren oder Stöbern Bekleidungsstücke oder hängen sie an die falschen Ständer zurück. Obwohl ausreichend Textilien im Geschäft vorhanden sind, findet der Kunde sie mitunter nicht.

Wirtschaftlichkeitsberechnungen für RFID unterscheiden sich im Grunde nicht von denen anderer IT-Lösungen, meint Wolf-Rüdiger Hansen vom Verband für Automatische Identifikation, Datenerfassung und Mobile Datenkommunikation.
Wirtschaftlichkeitsberechnungen für RFID unterscheiden sich im Grunde nicht von denen anderer IT-Lösungen, meint Wolf-Rüdiger Hansen vom Verband für Automatische Identifikation, Datenerfassung und Mobile Datenkommunikation.

Die Idee ist zwar gut, setzt aber voraus, dass bereits der Bekleidungshersteller, der oft in Fernost sitzt, die Chips anbringt, denn sonst müsste das Ladenpersonal jeden Textilartikel mit Funketiketten versehen. "Je eher die Tags an die Ware kommen, desto mehr Kontrollpunkte lassen sich nutzen", bemerkt Wolf-Rüdiger Hansen, Geschäftsführer vom Verband für Automatische Identifikation, Datenerfassung und Mobile Datenkommunikation. Auf diese Weise ließen sich Kleiderlieferungen vom Hersteller über verschiedene Logistikdienstleister überprüfen, so dass die Ware beim Händler ankommt, die für ihn vorgesehen war.

Projektbeispiele gibt es mittlerweile viele, doch das Machbare muss nicht immer nützlich sein. Nach einer Phase der Euphorie betrachten viele Experten die Funktechnik mit nüchternen Augen. "Unternehmen müssen sich über die Wirtschaftlichkeit von RFID klar werden", mahnt Hansen. Überzeugt werden wollen aber nicht nur die Techniker und Fachbereiche, sondern auch die Finanzexperten. "Wirtschaftlichkeitsberechnungen für RFID unterscheiden sich im Grunde nicht von denen anderer IT-Lösungen", gibt Verbandschef Hansen zu bedenken.