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Rezession setzt den Kinos zu

08.08.2008
Von pte pte
Die Filmindustrie dürfte wohl doch nicht so immun gegen die derzeit anhaltende wirtschaftliche Rezessionsphase sein, wie bislang angenommen. Viele Hoffnungen ruhen auf 3D.

Einer aktuellen Untersuchung des US-Marktforschungsunternehmens Interpret zufolge würde der Besuch einer Kinovorstellung in finanziell schwierigen Zeiten von vielen Menschen als eine der ersten Freizeitaktivitäten aufgegeben werden. Rund 52 Prozent der insgesamt 1.000 befragten Konsumenten im Alter zwischen 18 und 54 Jahren gaben demnach an, zur Zeit weniger oft ins Kino zu gehen. Die einzige Freizeitbeschäftigung, die noch stärker unter der gegenwärtigen Wirtschaftsflaute leidet, ist das Essen außer Haus. An die 63 Prozent der Befragten verzichten während der Rezessionsphase auf derartige Aktivitäten. Um Geld zu sparen, bleiben US-Bürger hingegen eher in den eigenen vier Wänden. So gab mehr als die Hälfte der Befragten an, mehr Zeit zu Hause vor dem eigenen TV-Gerät oder dem PC-Bildschirm zu verbringen.

"Die Studie hat zumindest vom Ansatz her Recht. Die Filmindustrie hat derzeit mit wirtschaftlich schlechten Zeiten zu kämpfen", erklärt Stefan Gehrke, Redakteur bei filmecho, der Fachzeitschrift der Filmwirtschaft in Deutschland, im Gespräch mit pressetext. Erst 2006 habe die deutsche Filmbranche eines der schlechtesten Wirtschaftsjahre ihrer bisherigen Geschichte erlebt. Im Vergleich zum schwachen Vorjahr seien 2007 die Zahlen zwar wieder etwas besser ausgefallen. "Seit vergangener Woche sind die entsprechenden Werte für Besucherzahlen und Umsätze in Deutschland aber wieder ins Minus gerutscht", stellt Gehrke fest. Die deutsche Filmwirtschaft werde es bis zum Ende des Jahres sicherlich noch schwer haben, diese Verluste auszugleichen. "Vor allem das Kinogeschäft ist aber ein längerfristiges. Eine generelle wirtschaftliche Tendenz lässt sich deshalb pauschal nur sehr schwer feststellen", merkt Gehrke an.

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, galt die Filmindustrie lange Zeit als nahezu immun gegen wirtschaftliche Rezessionsphasen. Großteils war man der Auffassung, dass die Konsumenten in finanziellen Härteperioden vielfach sogar eher auf eine vergleichsweise günstige Freizeitgestaltung wie den Gang ins Kino zurückgreifen und somit die Umsätze der Branche ankurbeln würden. "Seit einigen Jahren hat sich das grundlegend geändert. Mein Eindruck ist, dass die Filmwirtschaft heute wesentlich stärker von Wirtschaftsflauten betroffen ist als früher", meint Gehrke. Der wirtschaftliche Druck auf den Sektor habe aber auch in Anbetracht anderer Faktoren deutlich zugenommen. "Der Siegeszug des Internets und das damit einhergehende Problem der Piraterie stellen ein zunehmendes Problem für die Filmindustrie dar", betont Gehrke.

Natürlich hänge die wirtschaftliche Entwicklung der Branche auch vom Filmangebot ab. "In Deutschland kämpft die Filmwirtschaft traditionell mit einem Umsatzrückgang während der Sommerzeit. In den USA fällt dieses Sommerloch weg und viele Blockbuster-Produktionen kommen in diesem Zeitraum in die Kinos", schildert Gehrke. Ein Beispiel hierfür ist der neue Batman-Film "The Dark Knight", der seit seinem US-Start am 18. Juli bereits mehr als 400 Millionen Dollar eingespielt haben soll. "Eine große Zukunftshoffnung der Kino-Branche ist das digitale 3D-Kino. Durch das dreidimensionale Seherlebnis könnten sich die Kinos von anderen Entertainmentangeboten absetzen und somit die eigene wirtschaftliche Position stärken", so Gehrke abschließend. (pte)