Rottweiler Bauunternehmen organisiert mit HP-Mini:

Rezepturen für 19 Betonarten gespeichert

03.12.1982

MÜNCHEN (pi) - Mit der anhaltenden Flaute in der Baukonjunktur kämpft das gesamte Bauhaupt- und -nebengewerbe schon geraume Zeit. Rückläufige Auftragszahlen und Gewinneinbrüche sind auch hier Ausdruck der allgemeinen Wirtschaftslage. Doch Verwaltungsaufwand und Kosten nehmen zu. Ein geeignetes Rationalisierungsmittel ist der Computer. Die Bau-Union in Rottweil-Zimmern hat sich für das Dialog-System HP 250 von Hewlett-Packard entschieden.

Schon zu Zeiten, als die Auftragsbücher noch voller waren, hat die Bau-Union auf den Computer gesetzt. Als Verwaltungsgesellschaft für die unabhängigen Unternehmen Vereinigte Schotterwerke GmbH & Co KG und Rottweiler Transportbeton GmbH & Co KG führt die Bau-Union etwa 8000 Sach- und Personenkonten. Die drei zur Rottweiler Transportbeton gehörenden Betonwerke in Neufra, Trossingen und Zimmern sind buchhaltungstechnisch getrennt, denn auch die Abgaben sind entsprechend der Gewinn- und Verlustsituation der einzelnen Betriebsteile separat zu entrichten. Vor der Computerinstallation waren daher vier Buchhaltungen notwendig. Erschwerend wirkte sich das aufgeblähte Formularwesen aus, denn jeder Betriebsbereich hatte seine eigenen Vordrucke.

Die Betonwerke beliefern den Hoch- und Tiefbau, die Schotterwerke fast ausschließlich den Tiefbau. Da Tiefbauaufträge zu rund 80 Prozent von der öffentlichen Hand vergeben werden, sind hier die Auftragseinbrüche besonders gravierend. Für mittelständische Anwender ist die Suche nach dem bestgeeigneten Computersystem eine fast unlösbare Aufgabe. Die Angebotsvielfalt ist verwirrend. Eigene Erkundigungen bei verschiedenen DV-Herstellern sowie externe Beratung führten schließlich zur Installation des HP 250.

Erweiterung möglich

An das System 250 sind zur Zeit zwei Bildschirmterminals und ein Drucker angeschlossen, eine Erweiterung auf fünf Bildschirme ist möglich. Die Speicherkapazitäten von gegenwärtig zwei mal zehn Millionen Byte Plattenkapazität und 192 KB Hauptspeicher hält Buchhaltungsleiter Markus Banholzer vorläufig für ausreichend. Hewlett-Packard lieferte Standardprogramme für die Finanzbuchhalt Probleme auf, da bei der Bau-Union kein Akkord-, sondern nur Stundenlöhne abgerechnet werden. Per Tastendruck stehen Auswertungen, angefangen von den Saldenlisten über Gewinn- und Verlustrechnung bis zu Kostenstellen-/Kostenarten-Auswertungen zur Verfügung.

In einem Auftrags- und Fakturierungsprogramm ist die streng getrennte Fakturierung für die Rottweiler Transportbeton und die Vereinigten Schotterwerke berücksichtigt. Die drei zur Rottweiler Transportbeton gehörenden Betriebsteile werden jetzt auf einem Formular als "Werk l", "Werk 2" oder "Werk 3" abgerechnet, was eine Vereinfachung im Vordruckwesen bedeutet.

In das Fakturierprogramm wurde neben der separaten Frachtenberechnung für die buchungsmäßig getrennten Unternehmen auch die Frachtrechnung für Fremdspediteure integriert. Hiervon profitieren die freien Fuhrunternehmer. Sie brauchen keine Rechnungen mehr zu schreiben. Sie bekommen die vereinbarten Beträge automatisch. Selbst die Rezepturen für 19 Betonarten sind gespeichert. Ein Auswertungsprogramm für Betonlieferfahrten und Berechnung der Wartezeiten runden diesen Komplex ab.

Als mittelständisches Unternehmen mit rund fünfzig Mitarbeitern und Angestellten ist die Bau-Union ein reiner Dienstleistungsbetrieb. Die Aufträge gehen meist telefonisch ein. Eine Disponentin nimmt die Bestellungen an, erstellt die Lieferscheine und koordiniert die Auftragsabwicklung. Wenn zu neun Uhr an eine Baustelle 20 Kubikmeter Beton bestellt werden, wird das erste Mischfahrzeug möglichst zu dieser Zeit zur Stelle sein. Die weiteren Mischfahrzeuge müssen kontinuierlich folgen, damit der Betoniervorgang nicht unterbrochen wird, weil sonst die Gefahr der Risse- und Wolkenbildung im Bauteil besteht.

Wartungen wegen Staubanfall

In Rottweil-Zimmern ging man pragmatisch vor: Der Aufbau der Maske für die Dateneingabe wurde den Lieferscheinen angepaßt, damit die Erfassung einfacher ist. Bei der Fakturierung werden dann die unterschiedlichsten Kriterien berücksichtigt: Welches der drei Betonwerke führte den Auftrag aus, welcher Kunde hat die Bestellung aufgegeben, an welche seiner Baustellen wurden welche Menge welcher Betonsorten mit welchem Lieferschein durch welches Fahrzeug angefahren. Die Lieferscheine könnten auch elektronisch erstellt werden, dazu aber müßten drei weitere Terminals in den einzelnen Betonwerken installiert und zusätzliches Personal eingestellt werden. Diesen Aufwand hält Geschäftsführer Theo Schmid gegenwärtig für nicht gerechtfertigt.

Aktualisierung vereinbart

Der Standard-Wartungsvertrag für das HP-System umfaßt jährlich zwei Durchsichten und die Aktualisierung der Standardsoftware. Bei der Bau-Union jedoch übersteigt der Staubanfall das übliche Maß, weil Zementstaub des angeschlossenen Betonwerks selbst durch geschlossene Fenster dringt. Vorsorglich wurden deshalb zwei zusätzliche Wartungen pro Jahr vereinbart.

Schmid analysiert die Anschaffungs- und Wartungskosten für den Computer sowie die Aufwendungen für Software genau. Er beobachtet auch die Entwicklung auf dem DV-Markt und kommt zu dem Schluß: "Wenn sich mir heute noch einmal die Frage stellen würde, einen Computer zu kaufen oder zu leasen, würde ich mit für Leasing entscheiden. So bekomme ich nach gewisser Zeit immer wieder ein System auf dem neuesten Stand der Technik. Will ich aber mein gebrauchtes System verkaufen, steht der Erlös in keinem Verhältnis zu den ursprünglichen Aufwendungen."