Keine Angst vor der Generation Y

Revierkämpfe in den IT-Abteilungen

25.11.2010
Von 
ist freie Wirtschaftsjournalistin in London.

Neue Herausforderungen für Chefs

Ralf Overbeck, Coach: "Einen Alten und einen Jungen kann man nicht einfach in einen Raum sperren und sich selbst überlassen."
Ralf Overbeck, Coach: "Einen Alten und einen Jungen kann man nicht einfach in einen Raum sperren und sich selbst überlassen."
Foto: Ralf Overbeck

Dabei stellt der Mix aus Grünschnäbeln und Grufties besonders die Führungskräfte vor neue Herausforderungen. "Einen Alten und einen Jungen kann man nicht einfach in einen Raum sperren und sich selbst überlassen", sagt Coach Ralf Overbeck aus Ratingen bei Düsseldorf. "Wenn niemand die Mehrgenerationen-Teams begleitet und entwickelt, besteht die Gefahr, dass Alt und Jung munter aneinander vorbeiarbeiten."

Conny Schneider, HP: "Die Jüngeren hinterfragen viel, was wir Älteren als historisch gewachsen einfach hinnehmen."
Conny Schneider, HP: "Die Jüngeren hinterfragen viel, was wir Älteren als historisch gewachsen einfach hinnehmen."
Foto: Conny Schneider/HP

Conny Schneider hilft mit, dass dies bei Hewlett-Packard (HP) in Stuttgart nicht passiert. Als Leiterin Enterprise Business Strategy Planning and Operations arbeitet sie auch mit vielen jungen Leuten zusammen. Mit Leuten, die "vieles hinterfragen, was wir Älteren als historisch gewachsen einfach hinnehmen", sagt die 47-Jährige. Bequem sei das nicht, gibt sie zu, und "manchmal auch anstrengend", aber es bringe das Team weiter.

Beispiel: Ein junger Mitarbeiter schlug eine Standardisierung der Eingabe von Kundendaten vor. Schneider war sich unsicher, zumal die Neuerung "eine ganz schöne Investition" bedeutete. Dennoch setzte sie die Idee um. "Jetzt profitieren wir und unsere Kunden von einer enormen Zeitersparnis", so Schneider.

Die Alten haben einen Plan B

Florian Mauler, HP: "Ich bewundere die Coolness älterer Mitarbeiter, die kann nichts überraschen."
Florian Mauler, HP: "Ich bewundere die Coolness älterer Mitarbeiter, die kann nichts überraschen."
Foto: Florian Mauler, HP

Umgekehrt lernen auch die Jungen von den Älteren. So wie Florian Mauler aus Schneiders Abteilung. "Ich bewundere die Coolness älterer Kollegen. Die kann echt nichts überraschen", sagt der 23-Jährige, der seinen Bachelor in Wirtschaftsinformatik hat und parallel zum Job auf Master weiterstudiert. "Selbst wenn alles anders kommt als geplant, haben sie immer schon einen Plan B in der Tasche."

Gegenseitige Befruchtung bei der Arbeit und beidseitiger Respekt sind nicht immer der Normalfall. "Intergenerationenteams sind bei weitem kein Selbstläufer", gibt Jürgen Wegge, Professor am Institut für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie der Technischen Universität Dresden, zu bedenken. Die in Wirtschaftskreisen oft verlautete Empfehlung, altersgemischte Teams einzuführen, bezeichnet er als "sehr idealistisch". Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft seien meist keine Effekte auf die Produktivität zu verzeichnen - "und wenn doch, dann eher negative", so Wegge.