Rettungsversuche für das Internet

10.04.2007

Das Warten lohnt sich

Für Feldmann verspricht der Clean-Slate-Ansatz die Aussicht auf ein neues, besseres Netz, in dem die Nutzer leichter Zugang zu relevanten Informationen finden und in dem Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit höher sind. Angesichts der Tatsache, dass sich die geplanten Veränderungen bis hin zu den Endgeräten und Host-Anwendungen auswirken, ist der Zeitrahmen von 15 bis 20 Jahren möglicherweise sogar zu knapp. Sollte die neue Netzarchitektur auch das gegenwärtige E-Mail- und Spam-Problem in den Griff bekommen, würde sich die Wartezeit allemal rentieren.

Die Hauptprobleme - und wie sie zu lösen sein könnten

  • Sicherheit: Ausgehend von den Anfängen des WWW wurde Datenverkehr im Netz prinzipiell als freundlich und die Absender als bekannt gesehen. Heute ist es angebracht, vom Gegenteil auszugehen.
    Möglicher Lösungsansatz: Einbau von Quarantänefunktionen, Entschärfung von DoS-Attacken, Identifikation des Verursachers, Trust Relationships.

  • Wirtschaftlichkeit: Während kommerzielle Überlegungen in den Anfangszeiten des Internets keine Rolle spielten, haben Netzbetreiber inzwischen damit zu kämpfen, dass sie kein Geld mit dem öffentlichen Internet-Betrieb machen.
    Möglicher Lösungsansatz: Es müssen neue Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle entwickelt werden, eventuell durch Zusatzdienste (zum Beispiel Express-Service für wertvolle Daten) oder ein Zwei-Klassen-Internet.

  • Mobilität: Das Internet in seiner jetzigen Ausprägung ist primär für die Kommunikation von Host-Computern an den Endpunkten ausgelegt.
    Möglicher Lösungsansatz: Angesichts der wachsenden Zahl von Sensoren und mobilen Endgeräten sind statische Hosts künftig eher Ausnahme als Regel; Unterstützung von ortsabhängigen Diensten und Seamless Handover.

  • Architektur: Die aktuelle Struktur ist primär für die einfache Weiterleitung von Paketdaten (IP) an festgelegte Adressen ausgelegt. Neue Funktionen wurden nur als Reaktion auf akute Probleme und Engpässe hinzugefügt, etwa DHCP oder NAT. Oft handelte es sich dabei nur um Notlösungen. Bis zur Einführung weniger wichtiger, aber nützlicher Funktionen wie Multicast oder IPv6 vergehen mehr als eine Dekade.
    Möglicher Lösungsansatz: Priorisierung des Transport von Datenströmen, Adressierung von Personen oder Diensten anstelle von physikalischen Instanzen, stärkere Flexibilität.