Kommentar

Rettungsversuch für eine bedrohte Art

28.03.1997

Der Chief Information Officer ist eine aussterbende Gattung, so heißt es. Je mehr IT-Wissen in den Fachabteilugen, desto überflüssiger der zentrale DV-Shop. Nur - wer soll für die Synergieeffekte sorgen?

DV-Chefs wollen ihren Laden bis zur Pensionierung innovationsfrei halten, spotten Anwender und Berater unisono; Neuentwicklungen sparten sie lieber für ihre Nachfolger auf. Ach ja? Wer initiiert denn all die Projekte, über die auf Kongressen und in der Presse berichtet wird?

IT-Verantwortliche sichern vor allem ihre Pfründe, lautet der allgemeine Tenor. Und wenn die Herren einen Platz in der Geschäftsführung beanspruchen, unterstellt man ihnen Eitelkeit. Ist aber die Informationstechnik eine Waffe im Konkurrenzkampf, wessen Hand soll dann diese Klinge führen?

Tatsächlich wissen sich die Benutzer in den Fachabteilungen ganz gut zu helfen, wenn ihre Anforderungen wieder einmal unerfüllt bleiben. Sicher gibt es noch DV-Fürsten, denen eine kratzerfreie Reputation wichtiger ist als ein mit Risiken erkämpfter Erfolg. Und daß jeder IT-Chef wie ein Geschäftsführer denke, ist leider ein Gerücht. Aber anhand der Negativbeispiele kristallisiert sich nur um so deutlicher heraus, wie ein CIO heute gestrickt sein muß, um mehr als die Jahrtausendwende zu überstehen.