Rettungsdienst: Zast spart Zaster

24.11.2004
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

So unspektakulär diese Schilderung anmutet, so durchgreifend waren die Veränderungen, die das für den "Anwender des Jahres" nominierte Projekt bewirkte. Beispielsweise konnte die durchschnittliche Meldezeit der angeschlossenen Organisationen zwischen dem Ende eines Rettungseinsatzes und dem Eingang des Transportbeleges bei der Zast um zwei Drittel auf bis zu fünf Tage reduziert werden. Damit verkürzt sich auch der Zeitraum zwischen dem Ein-satz und der Kostenerstattung durch die Krankenkassen. Da die Abrechnungsstelle nicht nur die Forderungen bearbeitet und an die Kostenträger weiterlei-tet, sondern auch durch wöchentliche Zahlungen an die Rettungsdienste vorfinanziert, bringt allein diese Prozessbeschleunigung Einsparungen von 500000 Euro jährlich. Diese ergeben sich aus dem geringeren Bedarf an Fremdkapital zur Zwischenfinanzierung und entsprechend niedrigeren Zinszahlungen.

Fehlerquote gesenkt

Erreicht wird diese Beschleunigung vor allem durch die integrierte Lösung aus ERP-System und Internet-Portal. Sie ermöglicht es, dass der Rettungssanitäter am Ende seiner Schicht die Daten seiner Transportbelege direkt am Bildschirm in der Wache erfasst. Bislang wurden diese Belege gesammelt, am PC eingegeben, auf Diskette gespeichert und wöchentlich einmal verschickt.

Die Aufgaben der Zast

Mit Blaulicht und Sirene hat der Arbeitsalltag in der Zentralen Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst Bayern GmbH (Zast) wenig zu tun. Doch ohne ihre Dienstleistung stünden die Räder der bayerischen Rettungswagen still. Denn die Zast übernimmt das komplette Forderungs-Management für die Hilfsorganisationen im Rettungsdienst: Eineinhalb Millionen Rechnungen werden von den 50 Beschäftigten in jedem Jahr erstellt und bearbeitet. Auftraggeber sind das Bayerische Rote Kreuz (BRK), der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter Unfall Hilfe, der Arbeiter Samariter Bund, die Landesvereinigung der Privatunternehmer, die Branddirektion München, die Bergwacht sowie die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft.

Die Sachbearbeiter in der Abrechnungsstelle mussten die eingegangenen Disketten dann manuell in die individualentwickelte Cobol-Anwendung einlesen, prüfen und häufig Daten korrigieren. Heute sorgen zusätzliche integrierte Plausibilitätsprüfungen schon bei der Erfassung der Belege im Internet-Portal durch den Sanitäter dafür, dass die Fehlerquote und damit der Bearbeitungsaufwand innerhalb der Zast reduziert werden. "Deshalb war für uns besonders wichtig, dass wir frühzeitig neben der ERP-Software auch das Internetportal aufbauten und integrierten", betont Geschäftsführer Deinert. Schöner Nebeneffekt dieser Maßnahme: Durch die Anbindung der Rettungswachen per Internet entfallen außerdem rund 181000 Euro Handling- und Personalkosten pro Jahr.