Umsatz verharrt auf gleichem Niveau

Restrukturierung drückt IBMs Quartalsgewinn

25.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Nach weit reichenden Restrukturierungsmaßnahmen mit Entlassungen und dem Verkauf verlustbringender Geschäftseinheiten meldete IBM für das dritte Quartal einen deutlich gesunkenen Gewinn bei etwa gleich bleibenden Umsatzerlösen. Analysten zeigten sich zufrieden.

IBMs Finanzchef John Joyce sprach von einem der härtesten Quartale, die das Unternehmen jemals durchleben musste. Dennoch belegen die Ergebnisse, dass der US-Konzern mit seinem breiten Portfolio die anhaltende Konjunkturflaute besser verkraftet als viele Konkurrenten.

In der am 30. September abgelaufenen Rechnungsperiode sackte der Nettogewinn um 18 Prozent auf 1,31 Milliarden Dollar (76 Cent je Aktie) ab. Dabei sind Verluste aus dem Verkauf der Festplattensparte an Hitachi in Höhe von 381 Millionen Dollar enthalten. Vor Jahresfrist verbuchte IBM noch ein Plus von 1,6 Milliarden Dollar.

Ohne Berücksichtigung der Kosten für nicht mehr fortgeführte Geschäfte sieht die Bilanz etwas besser aus: Der Nettogewinn liegt in diesem Fall bei 1,69 Milliarden Euro oder 0,99 Cent je Aktie; Analysten hatten im Vorfeld nur mit 0,96 Cent gerechnet. Unter den gleichen Bedingungen errechnete Big Blue einen Quartalsumsatz von 19,8 Milliarden Dollar, 0,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Zuzüglich der Festplattenverkäufe steigt der Wert auf 20,3 Milliarden Dollar, was gegenüber dem dritten Quartal 2001 einen Rückgang um ein Prozent bedeutet.

Den größten Umsatz- und Gewinnbeitrag lieferte einmal mehr die Dienstleistungssparte IBM Global Services. Sie steigerte die Einnahmen um zwei Prozent auf 8,9 Milliarden Euro. Noch nicht berücksichtigt ist dabei die Übernahme der Consulting-Sparte von Pricewaterhouse-Coopers, die erst zum 1. Oktober abgeschlossen wurde. Joyce rechnet damit, dass sich der Zukauf im vierten Quartal mit einem zusätzlichen Umsatz von rund einer Milliarde Dollar im Zahlenwerk niederschlagen wird.

Etwas schwächer als erwartet schnitt die Software-Division ab. Im Jahresvergleich sank der Umsatz um rund drei Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar. Der Umfang einzelner Softwareabschlüsse nehme ab, sagte Joyce dazu, immer mehr Unternehmen verfolgten kleinere Investitionen, die einen schnelleren Return des eingesetzten Kapitals versprechen.

Überraschend gering fielen die Mindereinnahmen im schon länger schwachen Hardwaregeschäft aus. Mit rund 6,8 Milliarden Dollar lag der Umsatz nur um rund ein Prozent unter dem des Vorjahres. Allerdings entwickelten sich die einzelnen Produktkategorien sehr unterschiedlich. So konnte Big Blue zwar die Einnahmen mit den Intel-basierenden "X-Series"-Servern und den Unix-Systemen der "P-Series" steigern. Die einst so erfolgreiche AS/400, heute "I-Series", brachte allerdings 20 Prozent weniger Umsatzerlöse ein. Auch für die "Z-Series"-Mainframes verbuchte der Hersteller einen Umsatzrückgang von acht Prozent, obwohl die Anzahl ausgelieferter MIPS um sieben Prozent zugelegt habe. Das spiegelt zum einen den anhaltenden Preisverfall für Großrechnerkapazität wieder, dürfte andererseits aber auch mit den von IBM hef-tig beworbenen kostengünstigen "Mini-Mainframes" für den Linux-Betrieb zusammenhängen.

Joyce lehnte es gegenüber Analysten ab, eine Prognose für die Erholung der IT-Industrie abzugeben. Die Aussichten für das laufende vierte Quartal bewertete er verhalten optimistisch. (wh)