Wenn Gümbel das „Process-Design im nächsten Jahrhundert“ mit dem „Umstellen der Liegestühle auf der Titanic“ umschreibt, wird klar, dass der Spezialist auf dem Gebiet der IT-Business-Applikationen mit Kritik nicht hinterm Berg hält. Für sein Branchen-Know-how geschätzt, verblüfft der 56-jährige gebürtige Heidelberger durch seine treffenden Sprüche, mit denen er Herstellern und Anwendern bisweilen den Kopf wäscht. „ERP ist ganz sicher tot, wenn es sich nicht permanent neu erfindet“, mahnt Gümbel beispielsweise die Anbieter betriebswirtschaftlicher Komplettlösungen, auf sich wandelnde Geschäftsprozesse in den Kundenfirmen zu reagieren.

Keine Angst vor den Großen 

Als SAP im vergangenen Jahr eine eigene Beratungseinheit einrichtete, schmetterte der Consultant das kurzerhand als Versuch ab, „zu Zeiten lauer Lizenzgeschäfte einigen (überzähligen) Mitarbeitern beim Überwintern zu helfen“. Und Microsofts im Frühjahr angekündigten Einstieg in den internationalen CRM-Markt, den die Gates-Company über ihre Tochter Great Plains bewerkstelligen will, prangerte der Experte als ebenso sinnlos an wie „mit Zinnsoldaten in einen Weltkrieg zu ziehen“.

Im Jahr 1996 gründete Gümbel gemeinsam mit Rory Staunton das Beratungsunternehmen Strategy Partners International. Heute beschäftigt die Company, deren deutschsprachige Marktaktivitäten der Ex-Gartner-Mitarbeiter unter seine Fittiche genommen hat, weltweit 25 Mitarbeiter und unterhält Standorte im schweizerischen Scoul, in Dutchet (Großbritannien), Paris und San Francisco. Als Research Director und Managing Partner bei dem auf strategische Analysen in den Bereichen ERP, Dokumenten-Management-Systeme (DMS) und Knowledge-Management (KM) spezialisierten Consulting-Unternehmen entwickelte sich Gümbel zum weltweit intimsten Kenner des Walldorfer Softwaregiganten SAP und dessen Produktportfolios.

Gümbels Leidenschaft für Fernreisen dürfte nicht zuletzt von den vielfältigen internationalen Erfahrungen herrühren, die der ERP-Szenekenner auch in seiner Zeit vor Gartner bei Digital Equipment, Nixdorf und Siemens - unter anderem in Belgien, Japan und Amerika - sammelte. Im Rahmen seiner damaligen Management-Tätigkeiten war der Consultant in den Bereichen Betriebssystem-Entwicklung, Marketing, Beratung und Support aktiv. Ferner wurde Gümpel vor kurzem in den Aufsichtsrat der Apriori AG berufen. Seine Arbeitsweise bezeichnet der in seiner Denkweise entscheidend von Gideon Gartner, dem Gründer des Gartner-Instituts und „Vater der Marktforschungsindustrie“, geprägte Manager als unkonventionell und in erster Linie resultatsorientiert. Als Lebensmotto gibt der Vater dreier Kinder an: Per aspera ad astra („Auf rauhen Wegen zu den Sternen“).