Reporting - die nächste Generation

04.03.2005
Von Kai Noack
Die Software "Cognos Reportnet" soll mit bisherigen Beschränkungen im Berichtswesen Schluss machen.

Berichtslösungen dienen heute in erster Linie zum Erstellen von Listenberichten. Sie sind wenig skalierbar und basieren auf einem Fat Client. Gefordert werden aber mittlerweile weitergehende und komplexere Darstellungsformen sowie Systeme, die größere Benutzerzahlen verkraften, Informationen bedarfsgerechter aufbereiten und diverse Auswertungsverfahren vereinen. Als einer der ersten Hersteller von Software für Business Intelligence (BI) verspricht Cognos mit Reportnet diese Anforderungen zu erfüllen. Die vollständig Web-basierende Lösung ermöglicht, alle Auswertungen über einen Browser vorzunehmen, einschließlich Ad-hoc-Abfragen und der Generierung neuer Reports. Eine lokale Installation von Software auf dem Client wie beim bisherigen Berichtswerkzeug "Cognos Impromptu" entfällt.

Mit Hilfe des Werkzeug "Query Studio" können Anwender in Reportnet binnen eines halben Tages eigenständig neue Abfragen erstellen. Dabei stehen ihnen Funktionen wie das Sortieren, Gruppieren, Erstellen von Diagrammen sowie einfacher Berechnungsformeln zur Verfügung. Für komplexere Abfragen dient das Tool "Report Studio". Mit ihm lassen sich mehrere Queries (auch aus verschiedenen Datenquellen) kombinieren und die Ergebnisse in unterschiedlichsten Darstellungsformen pixelgenau anzeigen. Um die unternehmenswichtigsten Abfragen übersichtlich darzustellen, werden heute beispielsweise in einem Dashboard oder einer Balanced Scorecard zunächst nur Statusinformationen in Form von Symbolen wie Ampeln, Tachometern und Pfeilen dargestellt. Oft erhöhen allerdings schon einzelne Elemente die Aussagekraft der Informationen. So wurden für ein Pharmaunternehmen mit Reportnet Berichte gebaut, die Statusinformationen in schlichten Kreuztabellen mit grünen Haken und schwarzen Kreuzen abbilden.

Es genügt heute immer seltener, Listen nur für einzelne Unternehmensbereiche zu erstellen (Einkauf, Produktion, Controlling). Vielmehr werden übergreifende Auswertungen verlangt, die Informationen beispielsweise über eine Balanced Scorecard im Zusammenhang darstellen. Reportnet bietet als erstes Tool des Cognos-Portfolios die Möglichkeit, hierbei unterschiedliche Abfragen in einem Bericht zu erfassen sowie auf mehrere Datenquellen gleichzeitig zuzugreifen. Dabei behält der Benutzer große Freiheiten bei der Gestaltung der Resultate. Auswertungen gemäß einem Online Analytical Processing (Olap) mit einer mehrdimensionalen Würfeldatenbasis bietet Reportnet allerdings nicht. Es ist aber zu erwarten, dass Cognos bald eine Version herausbringt, die auch den hauseigenen Olap-Server "Powerplay" integriert.

Ebenso müssen sich Kunden in Reportnet mit der neuen Portaloberfläche "Cognos Connection" anfreunden. Sie löst die bisherige Portalapplikation "Cognos Upfront" ab, die Anwender der Web-basierenden Produkte "Impromptu Web Reports" und "Powerplay Enterprise Server" bisher gewohnt waren. Dafür bietet Cognos Connection einen zentralen Zugang zu den Berichten und kann nach einfacher Konfiguration als Standardportal auch solche von Powerplay einbeziehen (Publish to Connection). Zudem können Anwender über das Portal unter anderem Benutzersichten verwalten, Jobs organisieren, Datenquellen konfigurieren oder Reports per E-Mail versenden.

Integration in Portale

Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Unternehmen Informationen auch über bereits vorhandene Portale einbinden möchten. So gibt es erste Projekte, in denen Reportnet ohne Cognos Connection vollständig in jene Oberflächen integriert wurde. Hierfür bietet Reportnet ein Software Development Kit, mit dem sich beispielsweise über Java Reports aufgerufene Ergebnisse abfangen und die Daten weiterverarbeiten lassen. Für den Anwender sind diese Abläufe transparent. Er bemerkt nicht, dass via sein gewohntes Web-Portal komplexe Abfragen mit Reportnet laufen.

Beim Aufbau von Berichtslösungen sind Berechtigungskonzepte und die Datensicherheit stets ein Thema. Reportnet verspricht hier Hilfe, indem über Protokolle wie LDAP, Active Directory oder den bisherigen "Cognos Access Manager" auf mehrere bestehende Authentifizierungsquellen zurückgegriffen werden kann. Für den Administrator reduziert sich die aufwändige, unsichere und teure Benutzerverwaltung.

Vor allem Anwender, die seit längerem Reporting-Systeme einsetzen, finden in Reportnet zusätzlich eine Reihe hilfreicher Funktionen für ihre tägliche Arbeit. So ist die bei vielen Auswertungen unvermeidbare Verknüpfung von Daten aus zwei SQL-Statements möglich, also in SQL eine "UNION-Klausel" zu nutzen. Ferner lassen sich mit Reportnet auch bei größeren Datenmengen Kreuztabellen performant erzeugen - ein Unterfangen, das bei Impromptu oft zu Programmabstürzen führte. Eine Besonderheit ist dabei, dass in Kreuztabellen auch Grafiken genutzt werden können. Ferner lassen sich Seiten mit unterschiedlichem Design und Inhalt generieren, zum Beispiel: Erst eine Titelseite, eine Seite mit einer Zusammenfassung und dann die Detaildaten auf den Folgeseiten. Weitere Highlights sind die freien Gestaltungsmöglichkeiten der Eingabeaufforderungen (Drop-down-Listen, Kalenderfunktionen etc.) und dass Kennzahlen automatisch aggregiert werden

Umstieg ist aufwändig

Der Wechsel auf eine neue Technologieplattform wie Reportnet ist indes mit Mehrausgaben verbunden, die über die reinen Lizenzkosten hinausgehen. So müssen Unternehmen, die bislang Impromptu im Einsatz haben, zunächst die Datenzugriffsschicht ihres bisherigen Berichts-Tools sichern (der Impromptu-Katalog) sowie im Folgenden zeitaufwändig und teuer ein neues Datenmodell (Framework Manager Package) definieren. Zwar unterstützt Cognos diese Arbeiten durch ein Werkzeug, mit dem sich die alten Katalogstrukturen in Reportnet weiterverwenden lassen. Damit ist der reine Datenzugriff auf die bestehenden Datenbanken in kurzer Zeit wieder verfügbar. Bereits vorhandene Impromptu-Berichte hingegen lassen sich in der Praxis kaum in Reportnet überführen. Zwar gibt es Funktionen, die bei der Umwandlung von Reports helfen sollen, die Ergebnisse sind jedoch meist ungenügend.

Wie alle Cognos-Produkte lässt sich Reportnet mit den aktuellen Windows-Betriebssystemen sowie den Unix-Derivaten AIX, Solaris und HP-UX nutzen. Zudem ist eine Version für "Red Hat Enterprise Linux AS 3.0" erhältlich. Das Lizenzmodell ist künftig rollenbasiert und sieht jeweils eigene Preisen für "Report Consumers", "Report Authors" und Administratoren vor. Server-Lizenzen wie bisher bei Impromptu entfallen damit. Eine teilweise Anrechnung vorhandener Impromptu-Lizenzen ist laut Hersteller möglich.

Die Installation des Reportnet-Servers erfordert eine Datenbank zum Speichern der Metadaten. Unterstützt werden derzeit Oracle, DB2 und Microsoft SQL Server. Als Quellsysteme lassen sich marktgängige Datenbanken oder auch das "Business Information Warehouse" der SAP anzapfen. Die Installation Reportnets ist unproblematisch. Die spätere Konfiguration setzt jedoch einiges Fachwissen voraus, da das dafür gebotene Tool "Cognos Configuration" viele Einstellungen erfordert und der Anwender Erfahrung mit der Ressourcenzuordnung bei Servern benötigt. Eine klare Regel hierbei ist "Viel hilft viel". Wer mit seinem Reporting-System eine große Anzahl von Anwendern versorgen möchte, sollte an Hauptspeicher und Prozessoren nicht sparen. So erfordert eine Testinstallation samt Cognos-Datenbank auf einem PC mindestens 1 GB Hauptspeicher - von Versuchen mit kleineren Konfigurationen ist abzuraten. (as)