Erfahrungen des Reporters mit dem "Schoßcomputer":

Reisen mit dem Laptop ist keine leichte Sache

10.02.1989

HAMM (CW) - Die Zeit der "Schleppables", also der scheinbar zentnerschweren transportablen Computer, schien eigentlich vorbei zu sein. Laptop heißt das Zauberwort für das Arbeitsgerät, das immer und überall dabei sein kann. Wer es einmal probiert hat weiß: Die Industrie hat noch viel Entwicklungsarbeit vor sich. Erfahrungen von CW-Reporter Ulf J. Froitzheim.

Heute hätte ich ihn wirklich gut brauchen können, denn dieser Beitrag muß heute noch in die Redaktion - Deadline 14 Uhr. Und wer sich einmal an eine komfortable Textverarbeitung gewöhnt hat, tut sich doch recht schwer mit der alten "Olympia Monica", der mechanischen Schreibmaschine, die hier in der Pressestelle des Gerichts steht, aus dem es zu berichten gilt. Doch bekanntlich kennt ein Reporter keinen Schmerz.

Trotz der improvisierten Lösung mit dem Uraltstück werde ich in absehbarer Zeit keinen Investitionsantrag bei der Geschäftsleitung stellen, auch wenn das für einen Verlag, der sich ausschließlich mit Informationstechnik befaßt, recht oldfashioned erscheinen mag. Doch ich habe meine Erfahrungen mit einem Laptop, dem modernsten auf dem Markt, wie der Hersteller beteuert.

Dieses gute Stück besticht auf den ersten Blick durch seine überaus kompakte Form. Man glaubt zu verstehen, warum der Produzent so lange mit dem Einstieg in den Laptop-Markt gewartet hat. Was so viel Weile hat, muß ein gut' Ding sein. Als ich den Deckel aufklappe und den Rechner einschalte, fliegt mir als erstes ein Stück der Gehäuseverkleidung entgegen. Na ja, es handelt sich um ein Vorseriengerät, das die Presse bereits sehen darf, damit sie ihrer Begeisterung Ausdruck verleihen kann, noch bevor die Kiste beim Händler steht.

Oben oder unten bleibt es zu finster

Nun baut sich auf dem mit Vorschußlorbeeren überhäuften LCD-Display die Benutzeroberfläche auf, und siehe da: Lesbar ist jeweils nur die obere oder die untere Hälfte des Schirms. Der Rest ist zu blaß oder zu duster. Da hilft auch kein Dreh am Kontrastregler. Aber ich bin noch froh, auf der geplanten Reise einen Computer zu haben.

Der echte Frust beginnt, als ich das Gerät vom Tisch nehme - nein, wuchte. Bei einem so winzigen Apparat hätte ich diese bleierne Schwere nicht erwartet (das Bleierne ist übrigens durchaus wörtlich zu nehmen denn dieses Schwermetall ist im Akku enthalten). Weil ich weiß, daß der Energievorrat - einen regen Gebrauch der eingebauten Festplatte vorausgesetzt - ohnehin kaum länger als eine Stunde reicht, verpacke ich den Rechner inmitten meiner Textilien in einem sehr soliden Samsonite. Doch schon auf dem Weg zum Bahnhof beginnt sich der Henkel des Hartschalenmonsters bedenklich zu biegen. Ich muß den Koffer rollen. Einen Vorteil hat das: Wenn jemand versucht, das Gepäckstück zu klauen, kommt er nicht weit, jedenfalls nicht sehr schnell; die Diebstahlsicherung ist somit im Preis enthalten (apropos Preis: Mit 11 000 Mark ist er regelrecht prohibitiv).

Am Zielort angelangt, schließe ich den Laptop, den ich dem Namen zum Trotz nur ungern auf dem Schoß balanciere, ans Netz an und schreibe an die unmögliche Tastatur, die neben "ALT" und "CTRL" noch eine weitere Sonderfunktionstaste enthält, gewöhne ich mich schon nach vier Stunden. Zu diesem Zeitpunkt haben ich vielleicht hundertmal den Cursor falsch bedient - aus Gewohnheit, denn normalerweise muß man nicht das "L" zusammen mit einer Sondertaste drücken, um "home" zu gehen.

Sachbeschädigung in Großraumwagen

Nach einer Woche Laptop ist mir jedenfalls klar, wie ich solch ein Gerät konstruieren würde, damit es meinen Anforderungen genügt: Die Tastatur hätte so auszusehen wie die auf meinem Schreibtisch im heimischen Büro; wahlweise sollte es ein XT- oder ein AT-Keyboard geben. Wenn der Rechner dadurch breiter wird, kann man ihn ja zum Ausgleich flacher bauen. Doch auf den Grundriß kommt es kaum an, sofern der Apparat auf einen Bundesbahnklapptisch im IC-Großraumwagen paßt. Derzeitige Laptops der Oberklasse sind leider so gewichtig, daß die Bahn ihren Benutzer wegen Sachbeschädigung belangen könnte, wenn er den Lappy auf die Klappe stellt.

Es ist allerdings zu erwarten, daß der staatliche Transportbetrieb eher seine Waggons den heutigen Computern anpaßt, als daß die Industrie bahnfreundliche Rechner auf den Markt wirft. Die Energieversorgung bleibt der Haken. Deshalb mag es sinnvoll sein, wenn die DB dem Vorbild der schweizerischen SBB folgt und die "Rollenden Büros" einführt - mit Netzanschluß am Sitzplatz.

Konsequent wäre dann natürlich, gleich einen fest eingebauten PC anzubieten, der beide Diskettenformate schluckt. Das einzige, was der Unterwegsarbeiter dann noch bräuchte, wäre seine Software. Für diesen Vorteil zahlt er sicher gerne einen höheren Fahrpreis. Wer bräuchte dann noch einen Laptop? Allenfalls der Vertreter, der in seinem Dienstwagen das passende Telecom-Equipment spazierenfährt. Für Automarder bieten sich ganz neue Perspektiven.

Dem 08/15-Anwender, der keine regelmäßigen Kundenbesuche machen muß, bieten die Hotels am Zielort der Reise immer häufiger ein sogenanntes Business-Center: ein komplettes Mietbüro mit ordentlichem PC.