MAI-Konzept in Saturn-Kopie

Reifengroßhändler ist zufriedener Pilot-Anwender

21.11.1975

MEPPEN - Josef Woltering (28), Leiter des Rechnungswesens beim Reifengroßhandel Paul Kuzka im westfälischen Meppen, hatte seine Sternstunde: Beim Ausblick nach einem geeigneten Datenverarbeitungssystem für den 20-Mann-Betrieb stieß er auf Saturn-S. Das ist eine kompakte Datenverarbeitungsanlage der Saturn Computer GmbH in Ostfildern bei Stuttgart. Seit etwa einem Jahr bietet die Gesellschaft - ihrerseits wieder finanziert von einer in Frankfurt ansässigen Geldsammel-KG - einen Puzzle-Computer an, der im Strickmuster verblüffend an das MAI-Konzept (Basic/Four) erinnert. Im Kern der Anlage sitzt ein Mini-Computer: wahlweise eine Nova 2 von Data General oder der entsprechende DCC-Nachbau. Saturn-Geschäftsführer Peter Gohlsch: "Das kommt ganz darauf an, bei wem wir den Rechner gerade billiger kriegen." Die Peripherie, wie Drucker (Mosaikdrucker von Rhena und anderen), Bildschirmterminals, Plattenspeicher (Fest-/Wechselplatte), wird zugekauft und "angelötet". Programmiert wird in Business-Basic: von freien Softwarehäusern entwickelte Programme für MAI-Basic/Four können 1:1 oder doch in leichter Variation eingesetzt werden.

IRIS gestattet gleichzeitig Stapel-und Dialogverarbeitung. Erforderlich ist eine Grundkonfiguration mit 32 K Bytes. Mit Drucker und einem Bildschirmterminal plus einer 10 MB Festplatte kostet Saturn-S knapp 113 000 Mark. Der Kornspeicher ist bis 64 KB ausbaufähig, bis zu 64 Terminals und eine breite Palette von Peripheriegeräten (16 Kanäle) sind anschließbar.

Spezialität von Saturn-S und deshalb auch auf der Ratio 75 in Friedrichshafen besonders herausgestellt ist die Möglichkeit der Textverarbeitung (Editing am Bildschirm) und die im Betriebssystem vorgesehene Fähigkeit der Verwaltung von Textbausteinen. Angeboten wird das System in erster Linie zunächst zur Datenverarbeitung im Marktfeld "Gehobene MDT".

Als reines Datenverarbeitungssystem setzt denn auch Josef Woltering in Meppen seinen "Saturn" ein. Gefahren werden FiBu und Fakturierung, weitere Programme sollen hinzukommen. Die Anlage wurde vor vier Wochen installiert. "Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten klappte es einwandfrei", erzählt Woltering. Er weiß noch mehr zu berichten: "Zu dem Preis und mit der Software hatte uns die ganze MDT-Front nichts zu bieten."

Mit Saturn-S macht der Reifenverkäufer seine ersten EDV-Schritte. Vorher war er mehr im Trippelschritt gegangen: Mit einem elektronischen Fakturier-/Abrechnungsautomaten von ICS in Berlin.

Ein wenig Berliner Luft scheint allerdings auch die Saturn-Computer umwehen. Alexander W. Kölb, schiffbrüchiger Steuermann der Berliner Abschreibungs-KG Systronic und des angeschlossenen Firmen-Konglomerates, ist - so Saturn-Geschäftsführer Gohlsch - "Partner" und "Mitarbeiter" der Ostfilderner Vertriebs-GmbH.