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Regulierer senkt Entgelte für Vermietung von Telefonanschlüssen

03.08.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Regulierungsbehörde hat die Einmalentgelte für die Vermietung von Telefonanschlüssen der Deutschen Telekom an Konkurrenten gesenkt. Rückwirkend zum 1. Juli würden die einmaligen Bereitstellungsentgelte um rund zehn Prozent auf 43,10 Euro verringert, teilte die Bundesnetzagentur am Mittwoch in Bonn mit. Die Behörde will damit den Wettbewerb auf dem deutschen Festnetzmarkt stärken. Telekom-Konkurrenten erwarten nun eine Belebung des DSL-Wettbewerbs.

Die Deutsche Telekom ist mit 39 Millionen Telefonkanälen der weitaus größte Anbieter von Anschlüssen. Ende 2004 waren davon lediglich knapp zwei Millionen an Konkurrenten vermietet. Mit der Vermietung von Anschlüssen will die Regulierungsbehörde den Telekom-Wettbewerbern den direkten Zugang zu den Kunden erleichtern. Bislang findet der Wettbewerb im deutschen Festnetz vor allem über Vorschaltnummern statt.

Die monatlichen Gebühren für eine Mitnutzung eines Telefonanschlusses - das so genannten Line-Sharing - wurden um fünf Prozent auf 2,31 Euro reduziert. Beim Line-Sharing wird der Teilnehmeranschluss in einen Telefonie- und Breitbandanschluss getrennt. Mit der Telekom konkurrierende DSL-Anbieter erhalten damit einen direkten Zugang zum Endkunden. Nach Angaben des Bonner Konzerns nutzen allerdings nur wenige Tausend die Möglichkeit von Line-Sharing.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, verspricht sich positive Impulse für den DSL-Markt von der Entscheidung seiner Behörde: "Die deutschen Entgelte nehmen damit auch im europäischen Vergleich eine sehr gute Position ein", sagte der Behördenchef. Die Unternehmen könnten nun mit zusätzlichen Investitionen die Verbreitung von DSL-Anschlüssen in Deutschland beschleunigen.

Die Wettbewerber begrüßten die Entscheidung des Regulierers: "Es besteht nunmehr die Aussicht auf mehr Wettbewerb und Produktvielfalt im deutschen Breitbandmarkt", sagte Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM. Andreas Heinze, Chef von Versatel Deutschland, sagte: "Die Absenkungen erleichtern den Wechselprozess der Kunden zu einem anderen Anbieter und reduzieren die Gebühren in etwa auf das europäische Preisniveau". Die DSL-Anbieter unterbieten sich derzeit mit immer neuen Preisangeboten. Zuletzt senkte Marktführer T-Online seine DSL-Tarife auf fünf Euro im Monat.

Die Telekom kritisierte hingegen die Entscheidung des Regulierers und prüft nach eigenen Angaben den Klageweg. Den Kosten der Telekom werde durch die neuen Preise nicht Rechnung getragen, sagte Frank Schmidt, Leiter der Regulierungs-Abteilung bei der Festnetzsparte T-Com. Zu den finanziellen Auswirkungen hielt er sich bedeckt. Erst müsse die Entscheidung genauer geprüft werden.

Die EU-Kommission teilte in Brüssel zum so genannten Line-Sharing mit, sie sei seit längerer Zeit mit diesen Telekom-Tarifen beschäftigt. Nach Zusagen der Deutschen Telekom 2004 sei die EU-Behörde eingeschritten, als der Bonner Konzern jüngst die Entgelte für Konkurrenten wieder erhöhen wollte.

"Deshalb wurde DT aufgefordert, ein Entgelt zu beantragen, das mit ihrem Verpflichtungserklärungen im Einklang steht", schrieb die Behörde. Dies habe die Telekom mit der Beantragung eines monatlichen Entgelts von 2,43 Euro getan. Nach ergänzenden Informationen sind deshalb derzeit keine Schritte der EU-Kommission wie beispielsweise ein Missbrauchsverfahren gegen den Konzern geplant. (dpa/tc)