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Regulierer kürzt Interconnection-Tarife

01.12.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bittere Pille für die Deutsche Telekom. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) hat die Interconnection-Gebühren im Schnitt um 9,5 Prozent gesenkt. Dem Konzern droht damit der Verlust von Marktanteilen sowie von rund 100 Millionen Euro. Die neuen Interconnection-Entgelte gelten in Deutschland seit heute. Diese Gebühren müssen Wettbewerber für das Routing ihrer Telefonate über das Telekom-Netz an den Ex-Monopolisten bezahlen. Da es sich bei der Interconnection um ein so genanntes Vorleistungsprodukt handelt, also einen Service, der zwingend bei der Telekom eingekauft werden muss, war die Höhe der Tarifierung seit jeher umstritten.

Zuletzt hatte der Regulierer die Entgelte für die Zusammenschaltung der Netze im Oktober 2001 verändert und um 14 Prozent gesenkt. Außerdem führte die Behörde damals eine Staffelung in drei Preiskategorien ein, abhängig von der Netzgröße. Netzbetreiber, die in Deutschland über 475 Einwahlknoten verfügen, also selbst stark in Infrastruktur investiert haben, zahlen das geringste Entgelt. Anbieter mit mindestens 23 Points of Presence werden in die mittlere Tarifstufe eingruppiert. Provider ohne eigenes Netz müssen die höchste Gebühr abführen.

Bei der aktuellen Neuansetzung der Interconnection-Entgelte, die bis 31. Mai 2006 gültig sind, hat sich der Regulierer am internationalen Preisgefüge orientiert. Matthias Kurth, Präsident der Reg TP, bezeichnete die Senkung um durchschnittlich 9,5 Prozent als eine angemessene und marktgerechte Festlegung, die allen Beteiligten Planungssicherheit gebe. In der Tarifzone I kostet die Minute in der Hauptzeit von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr an Werktagen 0,59 Cent, in der Nebenzeit 0,40 Cent. Tarifzone II wurde mit 0,96 und 0,64 Cent eingestuft, Tarifzone III mit 1,52 und 0,99 Cent.

Die Telekom kritisierte die Entscheidung scharf. Aus Bonn hieß es, die Preisabsenkung gehe eindeutig am Markt vorbei. Der Konzern hatte sich für eine Beibehaltung der alten Entgelte ausgesprochen und behält sich rechtliche Schritte vor. Nach Einschätzung von Experten gehen der Telekom bei gleich bleibendem Minutenvolumen rund 100 Millionen Euro durch die Lappen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass die Konkurrenten die Preissenkungen an die Verbraucher weitergeben. Durch günstigere Angebote könnten sie der Telekom dann weitere Marktanteile abjagen. (pg)