Regionales Rechenzentrum erhält neue CDC-Maschinen:Uni Hannover setzt auf Industrie-Kooperation

30.05.1986

HANNOVER (CW) - Die erste Cyber 180-990 außerhalb der USA installierte Control Data jetzt im Regionalen Rechenzentrum für Niedersachsen (RRZN) an der Universität Hannover. Der Einprozessor-Rechner mit der Seriennummer 10 ist das derzeit größte Modell der CDC-Serie 180.

Anfang 1987 will das RRZN seine Konfiguration durch eine 180-990 mit zwei Prozessoren erweitern. Damit wird der Gesamtkomplex eine maximale Leistung von 180 Megaflops (Millionen Gleitkomma-Operationen pro Sekunde) haben. Diese Rechner sollen als Dialog- und zunächst auch noch als Batch-Rechner eingesetzt werden. Geplant ist ferner die Beschaffung eines Vektorrechners für rund 25 Millionen Mark.

Dieser Rechner soll im Rahmen des norddeutschen Vektorrechnerverbundes auch den Ländern Berlin und Schleswig-Holstein zur Verfügung gestellt werden. Auch die Industrie hat Interesse an der Mitbenutzung des Systems bekundet. Die Planungen zielen auf das neue, noch nicht angekündigte System Eta 10 mit zunächst einem Gigaflop Rechnerleistung und einem Gigabyte Hauptspeicher.

In der Endausbaustufe werden nach den derzeitigen Planungen am RRZN insgesamt sechs Rechenanlagen bereitstehen: eine Siemens 7.536, eine Cyber 180-810, zwei Cyber 180-990, eine IBM 4381 und schließlich die Eta 10. Die CDC-Maschinen werden unter dem neuen Betriebssystem NOS/VE laufen.

Besonders das Gebiet der angewandten Informatik will die Universität in Zusammenarbeit mit der Industrie stärker berücksichtigen. Für 22 Millionen Mark sollen auch zu diesem Zweck Rechnersysteme ergänzt werden, insbesondere CAD/ CAM-Geräte. Ende dieses Jahres könnten dann 20 CAD-Arbeitsplätze für je 100 000 Mark am RRZN zur Verfügung stehen.

Probleme mit der Bundespost plagen das RRZN bei der Planung und Realisierung des Netzkonzeptes an der Universität: Für die nach dem Ethernet-Prinzip arbeitende Koaxialkabel-Lichtwellenleiter-Kombination mußte erst eine Sondergenehmigung erwirkt werden. An das Datennetz sollen in den nächsten Monaten etwa 500 Terminals und Rechner im räumlich stark zergliederten Hochschulbereich angeschlossen werden, die dann sowohl untereinander als auch mit den zentralen Rechenanlagen des RRZN kommunizieren können. Ein Ausbau des Netzes auf über 1000 Anschlüsse ist geplant.

Die Rechner des RRZN sind an globale Netze wie das Deutsche Forschungsnetz (DFN) und das europäisch-amerikanische Hochschulnetz EARN/Bitnet angeschlossen, so daß damit eine fast weltweite Kommunikation möglich ist.

"Alt-Rechner wandern Ende '86 auf den Schrott

Die bisherigen Rechenanlagen des RRZN, die 1973 in Betrieb genommene Anlage vom Typ Cyber 76 - damals der leistungsfähigste Rechner - und die Dialogrechner Cyber 180-825 und Cyber 172, werden bis Ende dieses Jahres noch weiterarbeiten und dann verschrottet. Die Cyber 76 hat in den 14 Betriebsjahren 15,8 Millionen Programmläufe - entsprechend einem Marktwert von 680 Millionen Mark - bearbeitet.