E-Postbrief und Co.

Regify bietet elektronische Briefe mit bestehenden Mail-Adressen

31.08.2012
Von Gerhard Kafka

Standards gibt es, sie werden ignoriert

Auch der Weltpostverein UPU (Union Postale Universelle), Dachorganisation für den weltweiten Briefversand, befasst sich seit geraumer Zeit mit der Transformation des klassischen Briefs hin zur elektronischen Kommunikation und hat dazu seit 2003 bereits eine Reihe von Standards veröffentlicht. Zwar wurden sie als europäische und deutsche Norm übernommen, zudem hat sich die UPU die Top-Level-Domain .post für standardkonforme Dienste gesichert. Der Erfolg der Initiative ist indes bescheiden: Weder De-Mail und E-Postbrief haben diese Standards implementiert. Es ist nicht bekannt, ob es über Lösungen gibt, die der UPU-Definition entsprechen.

Um dennoch eine globale, sichere und vertrauenswürdige Plattform für postalische E-Dienste zu erproben, hat die UPU mit Poste Italiane im März 2012 eine Vereinbarung getroffen. Bis zum 25. UPU-Kongreß im kommenden Herbst steht italienische Post nun in der Pflicht, ein .post-Plattform zu realisieren. Die UPU stellt dafür 500.000 Euro bereit.

Der E-Postbrief der Deutschen Post

Bereits im Jahr 2000 hat die Deutsche Post AG den kostenlosen E-Mail-Dienst ePost gestartet. Fünf Jahre später wurde er mangels Interesse eingestellt, damals empfahl die Post den Benutzern, zu Lycos zu wechseln. Die seinerzeit verwendete Domäne epost.de blieb im Besitz des gelben Riesen, und konnte daher schnell und einfach reaktiviert werden. Im Juli 2010 hat die Post mit dem E-Postbrief den nächsten Versuch im Markt für die digitale, rechtsverbindliche Kommunikation gestartet.

Der E-Postbrief ist eine Hybridlösung. Eine Übertragung ohne Medienbruch gibt es nur zwischen E-Postbrief-Kunden, Empfänger, die über keine E-Mail-Konto bei der Post verfügen, erhalten die Nachricht als Briefpost. Dazu wird der Text ausgedruckt, kuvertiert und vom Postboten zugestellt. Für die Teilnahme ist eine Identifizierung per Post-Ident-Verfahren und eine neue E-Mail-Adresse erforderlich. Die Bedienung erfolgt entweder über ein Portal oder Gateway. Die Kosten für eine E-Mail mit elektronischer Zustellung sind mit 55 Cent identisch mit denen eines Standardbriefes. Für Zusatzleistungen wie Einschreiben als Einwurf oder mit Empfangsbestätigung verlangt der Betreiber jeweils 1,60 Euro extra.

Die Post hat den Dienst anfangs als "genauso verbindlich, vertraulich und verlässlich" wie die Briefpost beschrieben, das wurde ihr per Urteil des Oberlandesgerichts Köln verboten. Trotz enormer Werbung leidet der E-Postbrief nach wie vor an Akzeptanzproblemen. Die Zahl der aktiven Nutzer ist nicht bekannt, liegt aber angeblich weit hinter den Zielen der Deutschen Post zurück. Um die Akzeptanz des eigenen Produkts doch zu verbessern, will die Post weitere Anwendungen entwickeln.

In diese Strategie fügt sich beispielsweise auch eine Kooperation mit der Datev für die elektronische Rechnungsverarbeitung ein. In der bisherigen Form ist der E-Postbrief auch nicht kompatibel zu De-Mail, die Post kündigte daher an, bis Jahresende ein entsprechendes Gateway zu entwickeln. Ungeklärt bleibt auch die Frage der internationalen Verfügbarkeit. Bislang steht nur ein bilaterales Abkommen mit der italienischen Post zu Buche. Es ist schwer vorstellbar, dass die hiesige Post AG mit sämtlichen internationalen Postverwaltungen ähnliche Vereinbarungen treffen wird.