Deutschland in der EU im Rückstand

Regierung will künftig Telearbeitsplätze fördern

08.11.1996

Das Kabinett billigte eine von Wirtschaftsminister Günter Rexrodt und Arbeitsminister Norbert Blüm vorgeschlagene "Initiative Telearbeit". Danach könnten in der Bundesrepublik durch den Einsatz von PCs, Faxgeräten und Bildtelefonen bis zu zehn Prozent der rund 35 Millionen Arbeitsplätze zumindest teilweise aus den Betrieben in die Wohungen der Arbeitnehmer verlagert werden. Bisher gebe es in Deutschland lediglich 150 000 Telearbeitsplätze. In anderen Ländern sei man laut Rexrodt schon viel weiter. So existierten in Frankreich schon heute 215 000 Telearbeitsplätze, in Großbritannien seien es rund 560 000.

Die Ausbreitung der Telearbeit sei vielfach durch fehlendes Wissen der Unternehmen über die praktische Umsetzbarkeit dieser Betriebsform behindert. Ein Leitfaden soll hier Abhilfe schaffen. Bis Jahresende soll darüber hinaus ein Bund-Länder-Expertenkreis prüfen, ob Telearbeit künftig im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" gefördert werden kann.

Telearbeit werde nach Rexrodt für einen Investitionsschub sorgen. Gleichzeitig eröffne sie "große Chancen zur überfälligen Modernisierung des Standorts Deutschland". Der Minister beziffert den Investitionsbedarf pro Telearbeitsplatz auf 10 000 Mark.

Die Deutsche Telekom forderte Rexrodt auf, für günstigere Tarife zu sorgen. Die Telefonkosten für Geschäftskunden in Deutschland seien höher als etwa in Skandinavien, den Niederlanden, Großbritannien oder in den USA.

Ein Telearbeitsplatz-Gesetz sei nach Auffassung von Experten nicht erforderlich. Die vorhandenen Regelungen des Arbeitsrechts reichten aus. Nicht alle Berufe seien indes für Telearbeitsplätze geeignet. Prädestiniert seien Tätigkeiten wie Daten- und Texterfassung, Programmieren, Schreiben, Redigieren, Übersetzen sowie Rechnungswesen und Sekretariatsarbeiten.