Gerangel um Standort des neuen Werkes:

Regierung hält Inmos-Schicksal ungewiß

27.06.1980

LONDON (gr) - Weiter ungewiß bleibt das Schicksal des britischen Halbleiterherstellers Inmos. Das National Enterprise Board (NEB), die britische Staatsholding, in deren Besitz sich Inmos wie 50 Prozent der Ferranti befinden, hält an ihrem Optimismus fest. Ferranti-Anteile jedoch beabsichtigt sie bestens zu veräußern.

Hauptursache der zögernden Bereitstellung von zusätzlichen Mitteln für Inmos ist nach Angaben der Holding die politische Auseinandersetzung über den Standort des Inmos-Werkes. Während das NEB, das seinem gesetzlichen Auftrag gemäß kleinen Unternehmen unter die Arme greifen soll, die Pläne des Unternehmens mit Standort Bristol unterstützt, setzen n sich führende Minister für Cardiff ein. Die Entscheidung werde wahrscheinlich bis Monatsende auf sich warten lassen. Zu diesem Zeitpunkt verlangen die Inmos-Gründer (siehe CW Nr. 23 vom 6. Juni 1980, Seite 19) endgültig den Entscheid über die Finanzspritze von 25 Millionen: Pfund Sterling, die über das Fortbestehen in dieser Form entscheidet. Ohne Rücksprache mit der Regierung so der britische Industrieminister, beabsichtigt das NEB seine 50prozentige Beteiligung an Ferranti zu veräußern. Im vergangenen Jahr hatte das Board selbst aus dieser Beteiligung einen Verlust von 36,5 Millionen Dollar hinnehmen müssen. Der Prozeßrechnerhersteller fürchtet um seine Selbständigkeit. Er hält es für möglich, daß die Aktien an den verkauft werden, der am meisten bietet. Die Monopolkommission jedoch könnte dann auf den Plan gerufen werden, wenn die Anteile an ein stark im Rüstungsgeschäft engagiertes Unternehmen fielen. Auf starke Kritik von Seiten der liberalen und Labour-Abgeordneten im Unterhaus stieß der Vorschlag, die Aktien an die General Electrics Ltd. zu verkaufen. Den endgültigen Entschluß erwartet das NEB nicht vor August.

Die Aufgaben des NEB wurden nach den jetzt verabschiedeten Gesetzen ebenso beschnitten wie das Budget. Neben Hilfeleistungen für kleine Unternehmen, besonders in Gebieten mir hohen Arbeitslosenzahlen, soll die Holding Unternehmen in Branchen mit hohem technologischen Niveau beistehen. Die Institution hält zusammen mit privaten Partnern Beteiligung an Unternehmen. Wenn diese Unternehmen profitabel arbeiten, ist das NEB gehalten, seine Beteiligung abzustoßen.