Gastkommentar

Reförmchen

05.09.1997

Einigung über die Hochschulreform! Das klingt zunächst verheißungsvoll. Ein Blick auf die wesentlichen Punkte ernüchtert allerdings. Die "Erneuerung" reduziert sich auf wenige Punkte, die an den Ursachen vorbeigehen. Die Krise ist eben nicht zuletzt eine Krise der Massenuniversität. Nur wenn es gelingt, echte Differenzierung durchzusetzen und dafür die nötige Motivation zu schaffen, läßt sich eine inhaltliche Reform erreichen.

Vorschläge wie "Evaluation der Forschung und Lehre" sind ein alter Hut. Neufestlegung der Regelstudienzeit, Einführung von Zwischenprüfungen - alles wird in der Informatik längst praktiziert. Zu begrüßen wäre ein Leistungspunktesystem, das vom ersten Tag an vorsieht, Qualifikationsnachweise zu erwerben.

Gut wären auch Studiengänge mit einer Ausstiegsmöglichkeit nach sechs Semestern und dem Titel "Bachelor". Auch solche Überlegungen sind nicht neu.

Ziele, wie eine gute Studienberatung, pädagogische Eignung als unbedingte Einstellungsvoraussetzung für Professoren und die Verpflichtung der Hochschulen zur Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen, sind zu begrüßen, lassen sich aber kaum durch Gesetzesänderungen erreichen.

In Zeiten knapper Kassen ist die Motivation für eine Reform mit derartigen Vorgaben kaum zu vermitteln. Es zeigt sich, daß - trotz erfreulicher Ansätze - dieses "Reförmchen" die Probleme nicht lösen wird. Benötigt werden klare, leistungsfähige Strukturen, von der Industrie gut einschätzbare Abschlüsse und eine schnelle inhaltliche Aktualisierung der Studiengänge. Hier wünschte ich mir stärkere Impulse.