CW-Kolumne

Redstack – wer will das?

06.10.2012
Nach beträchtlichen, anfänglichen Zweifeln freundet sich Oracle langsam mit dem Thema Cloud an. Auch das Thema Engineered Systems steht ganz oben auf der Agenda - ob zum Segen der Kunden, bleibt fraglich.
Heinrich Vaske, Chefredakteur Computerwoche
Heinrich Vaske, Chefredakteur Computerwoche

Es ist nicht vergessen, wie sich Oracle-Boss Larry Ellison vor vier Jahren über Cloud Computing ausließ. Damals sagte er: „Die Computerindustrie ist die einzige, die noch stärker von Moden beeinflusst ist als der Markt für Frauenbekleidung. Vielleicht bin ich ein Idiot, aber ich weiß nicht, wovon die Leute eigentlich reden. Worum geht’s? Das ist doch absolutes Geschwafel. Irrsinn! Wann hört diese Idiotie endlich auf?“

Dass Ellison nun eine Reihe Cloud-Produkte in Aussicht stellte, widerspricht dem nicht, denn er hatte seinerzeit auch ganz ehrlich gesagt: „Natürlich werden auch wir Cloud-Ankündigungen machen. Ich werde nicht dagegen kämpfen. Ich verstehe nur nicht, was wir künftig anderes tun als sonst.“

Demnach sind also die Cloud-Angebote von Oracle nichts Neues, wir können den Schleier darüber legen. Lüften wir ihn lieber über etwas, das aus Anwendersicht viel wichtiger ist: Oracles Ansinnen, dass sich Anwender künftig ganz bei Oracle bedienen und den so genannten Redstack nutzen sollen. Der Datenbank-Primus möchte seinen Kunden alles bieten: integrierte Hardware- und Softwaresysteme
für jede Lebenslage aus einer Hand, neudeutsch: Engineered Systems. Mit Exalytic-Systemen sollen die Großkonzerne Analysen fahren, mit Exadata-Appliances ihren Datenbanken Beine machen und auf Exalogic-Systemen ihre Applikationen laufen lassen.

True Red sollen die Kunden herumlaufen – das hatten wir doch schon mal so ähnlich, allerdings in Blau. Wenn wir uns recht erinnern, haben sich die Kunden damals anders entschieden. Ein kleines Wunder, dass sich IBM davon erholt hat. Mag ja sein, dass geschlossene Systemwelten ihre Vorteile haben, im Consumer-Bereich liefert Apple derzeit sogar ein Beispiel. Doch der Preis, der im Enterprise-
Markt für Vendor-Lock-in zu zahlen ist, ist etwas höher. Mit seinen hohen Support und Wartungsgebühren beweist Oracle ja selbst, wohin einseitige Abhängigkeit führen kann. Es ist zu bezweifeln, dass sich der Software-Riese damit wirklich durchsetzt.