Anwenderbericht Ravensburger AG

Redesign schafft Schutz vor Ausfällen im Core-Bereich

27.07.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Neustrukturiertes Netz bietet Ausfallsicherheit

Redesign: Dank einer strukturierten Verkabelung konnte man bei Ravensburger die vorhandenen Switche weiternutzen und gleichzeitig die Redundanz und Verfügbarkeit des Netzes erhöhen.
Redesign: Dank einer strukturierten Verkabelung konnte man bei Ravensburger die vorhandenen Switche weiternutzen und gleichzeitig die Redundanz und Verfügbarkeit des Netzes erhöhen.
Foto: Cisco

Die Netzexperten von Scaltel fanden bei ihrer Analyse dann einige Stellen, an denen in der über mehrere Jahre gewachsenen Infrastruktur Handlungsbedarf bestand. So lief fast der gesamte Netzbetrieb, also nahezu alle User-Arbeitsplätze, Server und auch das Routing, auf einem Coreswitch zusammen. Bei einem Ausfall dieses Geräts wären viele Unternehmensbereiche betroffen gewesen. Durch die gewachsene Struktur war die Ethernet-Topologie zudem unübersichtlich. Erschwerend kam hinzu, dass mit dem Standart Spanning Tree Protocol ein veraltetes Protokoll zum Einsatz kam. Zudem befanden sich viele Verbindungen nicht im Aktiv-Modus, so dass diese Leistungswege nicht genutzt wurden. Auch in anderen Punkten war die Redundanz beziehungsweise Ausfallsicherheit nicht optimal. Nur rudimentär implementiert und konfiguriert war auch das VLAN Trunking Protocol (VTP), das in Cisco-Netzen zur Administration der virtuellen LANs dient.

Nach einer Analyse dieser Ergebnisse waren sich alle Beteiligten einig, dass die Infrastruktur einer Neustrukturierung bedurfte, damit Ravensburger nicht nur ein ausfallsicheres Netz erhielt, sondern auch für die Anforderungen der Zukunft wie etwa VoIP gerüstet war. Dabei sollten die vorhandenen Switches aus Kostengründen weiter zum Einsatz kommen.

Grundlage des neuen Netzkonzepts sollte eine strukturierte Verkabelung sein. Hierzu waren die bestehenden Multimode-Glasfasern bis zu den Unterverteilern vorgesehen. Die einzelnen Arbeitsplätze sind mit Kupferkabeln angebunden. Teilweise, etwa bei den MAC-Rechnern, sah das Konzept dabei bereits Gigabit Ethernet vor. Ansonsten sollten alle risikobehafteten Netzkomponenten ausgetauscht werden. Zugunsten eines ganzheitlichen Redundanzkonzeptes sollten zudem die vorhandenen Cisco-Modelle ergänzt werden. Gleichzeitig sah das von Scaltel und der Ravensburger IT-Mannschaft erarbeitete Lastenheft vor, den bisher kritischen Core-Bereich des Netzes durch eine Verteilung und Auslagerung verschiedener Netzservices zu entlasten und so die Situation zu entzerren.

Angesichts der vielen unterschiedlichen Aufgaben kristallisierte sich schnell heraus, dass die Netzumstellung nur in zwei Schritten zu bewältigen war. Zuerst wurden risikobehaftete Netzkomponenten durch neue ersetzt beziehungsweise ergänzt. Für manche hatte der Hersteller keinen Service mehr gewährleistet. In der zweiten Stufe wurde die hohe Last im Core-Bereich entzerrt. Hierzu schuf Partner Scaltel eine neue Netztopologie. Mit Hilfe der 3750-Switches wurde ein redundanter Server-Layer im Datacenter-Bereich eingerichtet, um die Rechner aus dem Core-Bereich auszulagern. Dadurch erhöht sich vor allem die Ausfallsicherheit. Für zentrale Dienste fungiert ein Modell der Catalyst-Serie 6506 als Core Switch. Da die Ravensburger AG zwei solcher Geräte im Einsatz hat, konnte das Routing und andere Dienste auf beide Komponenten verteilt werden. Zentrale Dienste Firewall und WLAN könnern hier zukünftig integriert werden. Gleichzeitig wurde das Link Aggregation Control Protocol (LACP) eingeführt, um physische Netzverbindungen dynamisch zu bündeln. Ergänzend wurde das Routing via HSRP aufgeteilt. Das ursprünglich proprietäre Hot Standby Router Protocol ist eine Cisco-Entwicklung und dient dazu, die Verfügbarkeit von wichtigen Gateways in lokalen Netzen zu erhöhen. Neue Aufgaben übernahm ein bereits vorhandener 4507-Switch. Kam er früher ebenfalls im Core-Bereich zum Einsatz, so dient er jetzt als klassischer Distributionsverteiler.

Unter dem Strich gelang es Scaltel mit dieser Topologie, die Spanning-Tree-Domain zu verkleinern und Leitungen, die vorher nur zur Sicherung gedient hatten und sonst nicht genutzt wurden, ebenfalls aktiv in die Architektur einzubinden. Auf diese Weise wurde nicht nur ein redundantes Netzdesign geschaffen, das der Ausfallsicherheit zugute kommt, sondern es konnte auch die Performance im Netz deutlich gesteigert werden. Zudem existiert nun die Option einer Vollvermaschung ohne Standby-Leitungen.