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Red Hat will sich durch Oracles Linux-Ambitionen nicht irritieren lassen

23.10.2006
Die Verantwortlichen des Linux-Distributors Red Hat sehen in einem möglichen stärkeren Linux-Engagement Oracles keine Bedrohung für das eigene Geschäft.

"Wir werden das tun, was unsere Kunden von uns verlangen, unabhängig davon, was Oracle unternimmt", kommentierte Tim Yeaton, Senior Vice President für das Marketing von Red Hat, die jüngsten Gerüchte um eine neue Linux-Initiative seitens Oracle (siehe auch: Gerüchte: Oracle bastelt an neuer Linux-Strategie). Katherine Egbert, Analystin von Jefferies & Company, hatte Ende vergangener Woche darüber spekuliert, der Datenbankspezialist arbeite daran, eine Reihe neuer vorkonfigurierter Appliances auf den Markt zu bringen. Grundlage dieser Rechner sei angeblich die Server-Distribution des europäischen Linux-Spezialisten Ubuntu. Je nach Kundenanforderung könnten verschiedene Programme aus Oracles Software-Stack auf den Systemen installiert sein.

Egbert zufolge könnte die Annäherung zwischen Oracle und Ubuntu eine Reaktion auf eine fehlgeschlagene Zusammenarbeit zwischen dem Datenbankanbieter und Red Hat sein (siehe auch: Oracle greift Red Hat frontal an). Im Frühjahr dieses Jahres war darüber spekuliert worden, Oracle plane eine Übernahme von Jboss, einem Spezialisten für Open-Source-Middleware. Dieser Deal, geplant oder nicht, kam nicht zustande. In der Folge schluckte Red Hat Jboss.

Der Linux-Distributor geht nicht davon aus, die Initiative Oracles könnte dem eigenen Geschäft schaden. Kunden fragten nicht nach einem konkreten Linux-Betriebssystem und was dies koste, meint Yeaton. Vielmehr stünden Fragen im Vordergrund, wie man eine neue Infrastruktur-Plattform aufbauen könne. Virtualisierung, neue Anwendungsmodelle und Oberflächen im Web-2.0-Stil interessierten die Kunden heute viel mehr.

Die Oracle-Verantwortlichen wollten bislang nicht zu den Linux-Spekulationen Stellung beziehen. Allerdings hatte im Frühjahr dieses Jahres kein anderer als Oracle-Chef Lawrence Ellison selbst die Gerüchteküche angeheizt (siehe auch: Anwender begrüßen die Linux-Visionen von Oracle). Er hätte gerne den gesamten Software-Stack, hatte es geheißen. Dazu fehle ihm allerdings ein Betriebssystem.

Ubuntu-Chef Mark Shuttleworth bemühte sich indes, den Ball flach zu halten. Jedoch wird nicht deutlich, ob er ein Engagement Oracles nun ablehnt oder begrüßt. Es sei nicht besonders lukrativ für Oracle, Linux selbst anzubieten und zu unterstützen, sagte Shuttleworth. Das Geschäft werde mehr und mehr Commodity. Das bedeute jedoch nicht, es hätte keinen strategischen Wert für Oracle, sich im Linux-Umfeld zu engagieren. Zudem verfüge Oracle über die dafür notwendigen Ressourcen. (ba)