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Reco-Engines sollen bei der Auswahl von Online-Musik helfen

20.10.2004

Automatische Musikempfehlungssysteme, auch "Reco-Engines" (Recommendation Engines) genannt, sollen künftig Musikliebhabern beim Song-Einkauf im Internet helfen, wenn es nach dem deutschen Phonoverband geht. Auf der Informations-Website Musicline.de des Verbands können Anwender vier Systeme testen - "HiFind", "Soundslike", "Musiclens" und "Soundprofiler".

HiFind des Anbieters Hifind Systems AG ist ein Suchsystem, das Musiktitel nach Vorgaben wie Stimmung, Genre oder Künstlername vorschlägt. Ähnlich funktioniert nach Angaben des Verbands das vom Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie (IDM) entwickelte Soundslike, bei dem der Fan einen Titel des Künstlers seiner Wahl anklickt. Daraufhin werden ihm angeblich ähnliche Titel anderer Musiker präsentiert.

Musiclens des Anbieters DDD System Gesellschaft für IT-Lösungen funktioniert nach einem anderen Prinzip. Mit zehn Reglern bestimmt der Nutzer Merkmale wie musikalische Vorlieben, Lautstärke und Tempo. Das Programm empfiehlt daraufhin zehn Titel. Weitere Stücke, auf die die Merkmale passen, werden per Klick angezeigt. Es lässt sich durch Eingabe eines Genres oder Künstlernamens auch gezielter suchen.

Beim Angebot Soundprofiler, hinter dem die Firma Phononet steht, bekommt der Nutzer zehn zufällig ausgewählte Songs zur Bewertung. Dann sucht das Programm zehn weitere Titel, die ähnlich sein sollen und wiederum bewertet werden können. Am Ende steht eine Liste mit den positiv gewerteten Songs sowie Empfehlungen, die auf der Gesamtbewertung basieren.

Allerdings verwundern die von den Reco-Engines getroffenen Vorschläge unter Umständen so manchen Musik-Fan. So schlägt zum Beispiel Soundslike nach der Wahl des Hardrock-Klassikers "Hells Bells" der australischen Band "AC/DC" unter anderem den eher soften Titel "Wicked Game" von "Him" vor - für AC/DC-Fans wohl wenig überzeugend. Auch Udo Jürgens Schlager "Es lebe das Laster" passt kaum zum aktuellen Hit "Troy" der schwäbischen Hip-Hopper "Die Fantastischen Vier". Er wird jedoch von HiFind vorgeschlagen. Ob sich Rolling-Stones-Fans auch für den Hip Hop von Mr. Brady und Buc Fifty erwärmen können ist ebenfalls fraglich. Musiclens schlägt deren Titel "War Point" als ähnlichen Titel zum Rock-Stück "Brown Sugar" der Stones vor. Etwas besser an die Vorgaben des Anwenders schient sich Soundprofiler zu halten. Nach der positiven Bewertung von 70er-Jahre-Klassikern und NDW-Songs (Neue Deutsche Welle) schlug das Tool bei einem Schnelltest wiederum

ausschließlich Lieder dieser Genres vor. Vorteilhaft dabei erweist sich, dass die Gewichtung je nach Vorliebe entweder auf "Schlager" oder "Pop/Rock" sowie auf deutsch- oder englischsprachige Titel gelegt werden kann.

Die Vorschläge resultieren aus der zu Grunde liegenden Technik der Werkzeuge. So analysiert zum Beispiel Soundslike Merkmale wie Klangfarben und Höreindrücke, heißt es beim IDM. Die Musikrichtung bleibt dabei unbeachtet. Im Vordergrund der Forschung stehe nun die Erkennung von Rhythmus und Harmonien.

Vorgestellt hat der Phonoverband das Programm "Reco.Engine.04" zur Musikmesse Popkomm, die Ende September in Berlin stattfand. Interessenten können die vier Systeme auf Musicline.de testen und bewerten. (lex)