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Rechtsinformatik: Den Internet-Piraten Einhalt gebieten

14.04.2000

Mit Spannung wurde sie von der Wirtschaft erwartet: Die EU-Richtlinie zur elektronischen Signatur, die gleich zu Beginn dieses Jahres in Kraft getreten ist und für mehr Rechtssicherheit beim Kunden sorgen will. Die ist auch dringend notwendig, denn die rasante Entwicklung des Internet und des E-Commerce-Geschäftes läuft den geltenden Rechtsvorschriften davon. Nicht nur viele Firmen, sondern auch die Juristen sind zunehmend überfordert, konnte Wolfgang Kilian, Professor für Rechtsinformatik an der Universität Hannover, beobachten. Sein Fazit: "Ohne speziell qualifizierte Juristen werden die rechtswissenschaftlichen Fragen der Informationsgesellschaft kaum zu lösen sein."

Um den Stein ins Rollen zu bringen, initiierte Kilian den Ergänzungsstudiengang Rechtsinformatik. Erstmals zum Wintersemester 1999/2000 nahmen 20 Juraabsolventen das auf ein Jahr angelegte, kostenlose Weiterbildungsstudium auf. Besonders interessant ist das europäische Umfeld, in das der Studiengang eingebettet ist: Elf Universitäten aus neun EU-Staaten haben das Ausbildungskonzept "European Legal Informatics Study Programme" erarbeitet. Neben Hannover sind die Universitäten Bologna, Glasgow, Leuven, London, Namur, Oslo, Stockhom, Wien, Zaragossa und Rovaniemi (Helsinki) daran beteiligt.

Dass das EU-Label kein bloßer Etikettenschwindel ist, zeigt sich an der konsequenten Ausgestaltung des Programmes: Das zweite Semester müssen alle Studierenden an einer der ausländischen Partneruniversitäten absolvieren.

Die dort erbrachten Leistungen erkennen die am Netzwerk beteiligten Universitäten gegenseitig an - dank des European Credit Transfer Systems. Wer will, kann die Abschlussarbeit und die mündlichen Prüfungen ebenfalls im Ausland ablegen. Die Studieninhalte und -schwerpunkte variieren je nach Studienort. In Hannover beispielsweise werden als Pflichtfächer Telekommunikations- und Datenschutzrecht, IT-bezogenes Immaterialgüterrecht sowie Vertragsrecht und Recht der Datensicherung angeboten. Unabhängig vom Studienort erhalten alle Studenten nach erfolgreichem Abschluss den akademischen Grad Legal Law Master.

Kontakt

Professor Wolfgang Kilian,

Telefon 0511/762-8161,

E-Mail Kilian@mbox.iri.uni-hannover.de, Internet http://www.iri.uni-hannover.de/