Ratgeber RoI

Rechnet sich Server-Virtualisierung?

08.02.2011
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Weiterentwicklung kostet Geld

Ungeplante Mehrkosten in Projekten zur Server-Virtualisierung ergeben sich laut Breneis trotz sauberer Kalkulation, wenn sich kleine Einstiegsprojekte weiter entwickeln: „Viele CIOs entscheiden sich, die Vorteile der Hardware-Virtualisierung auch für die Steuerung und Verwaltung der Software zu nutzen und investieren dann gegebenenfalls in weitere Managementlösungen.“ Das mag sinnvoll sein, doch fragt man sich schon, ob und warum die Softwareanbieter ihre Kunden nicht von Anfang an auf diese Möglichkeiten hinweisen und dann auch entsprechende Kalkulationen für weitergehende Lösungen vorlegen. Zumal sich in diesen ja die bereits vorhandenen Erfahrungen durchaus kostensparend auswirken können, wie Breneis erläutert, zum Beispiel weil einige Komponenten schon im Haus sind oder kein Schulungsbedarf mehr besteht.

„Wenn Unternehmen die Server-Virtualisierung nicht regelrecht planen, werden sie vielleicht sogar neue Mitarbeiter dafür brauchen.“ Giorgio Nebuloni, Serveranalyst Westeuropa, IDC (Bild:
„Wenn Unternehmen die Server-Virtualisierung nicht regelrecht planen, werden sie vielleicht sogar neue Mitarbeiter dafür brauchen.“ Giorgio Nebuloni, Serveranalyst Westeuropa, IDC (Bild:

Doch wer weiß, vielleicht kann man so viel Voraussicht auch nicht verlangen bei einer Technologie, die zwar inzwischen weithin anerkannt, aber dennoch in der breiten Anwendung für viele noch immer neu ist. Denn so viel ist sicher: Längst nicht alle Server werden heute virtualisiert eingesetzt. Georgio Nebuloni, Server-Analyst Westeuropa bei IDC, schätzt den Anteil neuer Server, die schon beim Verkauf mit einem Hypervisor ausgerüstet werden, lediglich auf ein Fünftel. „Großbanken oder sehr fortschrittliche Rechenzentren virtualisieren allerdings stärker“, beobachtet er. Tatsächlich schrecken wohl auch heute viele Unternehmen davor zurück, ausgerechnet ihre wichtigste Datenbank auf einem virtualisierten Server zu fahren. „Alle Anwendungen, die eine schwer prognostizierbare I/O- und CPU-Belastung erzeugen, eignen sich weniger gut für die Virtualisierung“, sagt Wolfgang Schwab, Senior Advisor und Program Manager beim Beratungsunternehmen Experton.

10 Schritte zum Erfassen von Virtualisierungs-Kosten

  1. Hardware analysieren: Wie viele Server mit welcher Ausstattung sind installiert? Wie hoch ist der Stromverbrauch? Wie viel Strom verbraucht die Kühlung? Welche Fläche nehmen die Server ein?

  2. Software analysieren: Welche Applikationen laufen wo? Wie viele Ressourcen verbrauchen sie wann? Welche Applikationen sind eventuell obsolet? Welche Lizenzschemata haben die Applikationen in virtualisierten Umgebungen?

  3. Virtualisierungsplattform auswählen: Wer vor allem Microsoft-Applikationen nutzt, braucht andere Virtualisierungslösungen als ein Unternehmen mit einer heterogenen Anwendungsumfeld.

  4. Server-Bedarf kalkulieren: Wie viele Programme passen auf wie viele Maschinen? Wie viel Arbeitsspeicher ist angemessen? Welche Prozessorausstattung ist sinnvoll? Sind Spezialeigenschaften gefragt, zum Beispiel Echtzeitfähigkeit oder Eignung für Transaktionsanwendungen?

  5. Speicherbedarf kalkulieren: Wie groß ist der Datenbestand? Wie groß ist die Wachstumsrate? Wie schnell müssen die Daten verfügbar sein? Ist eine Fibre-Channel-Infrastruktur nötig oder reicht für den gemeinsamen Zugriff auch das langsamere iSCSI?

  6. Netzwerkelemente einrechnen: Sind neue Switches nötig? Wie viele? Mit wie viel Ports und in welcher Geschwindigkeit?

  7. Lizenzkosten kalkulieren: Auf Basis der unter 2 angestellten Recherchen die Lizenzkosten für alle Software in der neuen, virtualisierten Umgebung berechnen. Diese können unter Umständen erheblich von denen in einer nicht virtualisierten Umgebung abweichen!

  8. Change Management: Wie viele Mitarbeiter werden geschult? Wie lange? Werden Support-Mitarbeiter für andere Aufgaben frei? Müssen interne Prozesse verändert werden, um optimalen Nutzen aus der virtualisierten Umgebung zu ziehen?

  9. Beratung: Reichen die internen Kapazitäten, um die oben angeprochenen Analysen durchzuführen? Wofür ist externe Beratung nötig? Wie viele Beratungstage sind erforderlich?

  10. Managementsoftware: Welche Managementsoftware ist erforderlich, wenn weitergehende Ziele (zum Beispiel automatisiertes Provisioning etc.) erreicht werden sollen? Bietet die gewählte Plattform eine entsprechende Auswahl? Ist „Handarbeit“ oder Drittsoftware nötig, um Lücken zu schließen? Wie viel Aufwand ist bei Eigenprogrammierung zu veranschlagen? Sind die nötigen Kräfte im Haus oder ist hier externe Beratungsleistung erforderlich?