Ratgeber RoI

Rechnet sich Server-Virtualisierung?

08.02.2011
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.
Lesen Sie, welche versteckten Zusatzkosten die Anbieter von Produkten zu Server-Virtualisierung gerne verschweigen.
„90 Prozent der Projekte zur Server-Virtualisierung verfehlen ihre Ziele.“ Chris Wolf, Burton Group / Gartner
„90 Prozent der Projekte zur Server-Virtualisierung verfehlen ihre Ziele.“ Chris Wolf, Burton Group / Gartner

„90 Prozent der Projekte zur Server-Virtualisierung verfehlen ihre Ziele“, sagt Chris Wolf, Virtualisierungsspezialist bei der von Gartner übernommenen Burton Group. Das klingt ernüchternd. Fragt man Wolf, was an dieser eher niedrigen Zielerreichungsquote schuld ist, zögert er nicht lange: Die Werkzeuge der Anbieter zur Berechnung des Return on Investment (RoI) schlössen immer nur das ein, was Unternehmen unabdingbar zum Core-Management bräuchten. Nicht weniger, aber erst recht nicht mehr. Kämen später Aufgaben wie Lifecycle-, Change- oder Capacity-Management dazu, dann werde guter Rat sehr rasch teuer. Dieser Punkt sei in vielen Projekten schon einige Monate nach der Implementierung erreicht. Die Zusatzkosten für diese Aufgaben, auf deren Lösung naturgemäß niemand gern verzichtet, könnten durchaus 20 Prozent der ursprünglich veranschlagten Projektsumme ausmachen.

„Kunden machen oft nur ungenaue Angaben zu Kalkulationsgrundlagen“ Erwin Breneis, Lead Systems Engineer, VMware
„Kunden machen oft nur ungenaue Angaben zu Kalkulationsgrundlagen“ Erwin Breneis, Lead Systems Engineer, VMware

Was die Kernaufgaben angeht, sind die Anbieter aber durchaus realistisch. Der TCO-Kalkulator, den VMware auf seiner Website registrierten Anwendern offeriert, schließt neben Auswirkungen der Server-Virtualisierung auf Speicher und Netze auch die Kosten des Infrastrukturmanagements und der Migration in seine Berechnungen ein. Ungenaue Berechnungen können aber auch die Folge ungenauer Vorinformationen sein. „Wir benötigen für unsere Kalkulationen des RoI immer eine Menge Daten vom Kunden. Die sind oft nicht vorhanden und werden dann grob geschätzt“, berichtet Erwin Breneis, Lead Systems Engineer beim Virtualisierungs-Marktführer VMware. Beispielsweise verfüge kaum ein Unternehmen über exakte Daten darüber, wie viel Energie seine Server verbrauchen. Dabei bildet der niedrigere Energieverbrauch meist schon aufgrund der geringeren Serverzahl einen wesentlichen Bestandteil der Kostenvorteile, die sich Virtualisierungskunden erhoffen.

Weitere Kostenersparnisse erwarten die Unternehmen laut Breneis beim Platzbedarf, der Kühlung und beim Monitoring der Server. Doch auch in letzterem Bereich, der schon ins IT-Management gehört, fehlen oft die nötigen Informationen, um genaue Daten zu ermitteln. Nur wenige CIOs wissen nämlich, so der VMware-Experte, genau, mit welchen Aufgaben ihre Teams wie viele Stunden verbringen. Also werden häufig „Über-den-Daumen-Kalkulationen“ zugrunde gelegt, und die sind naturgemäß nicht immer richtig.

Teaserbild: Fotolia, M. Richter