Rechnerentlastung durch dezentrale Terminalintelligenz: Down-load-Strategie für Dialogverarbeitung

20.08.1982

Die Fortschritte in der Halbleiter- und Mikroprozessortechnologie führen dazu, daß die heutige Terminalgeneration Leistungsmerkmale aufweist, die noch vor zehn Jahren einen Großrechner auszeichneten. Es wäre allerdings falsch, die intelligent gewordenen Terminals nun in Konkurrenz zum übergeordneten Rechner (Host) treten zu lassen und sie mit immer mehr Funktionen "vollzustopfen".

Als dezentrale Intelligenz sollte das Terminal den Rechner sinnvoll und gezielt entlasten durch:

- weitgehend autonome Bedienerführung,

- Vorhalten der vor Ort intensiv benötigten Daten sowie

- SW-mäßige Anpassung von Terminal-ergänzenden Peripheriegeräten an festliegende Host-Schnittstellen.

Diese Aufgabenstellung ist aus Benutzersicht noch zu ergänzen durch Anpassungs- und Änderungsfreundlichkeit der Terminalsoftware und durch die Einsatzmöglichkeit eines gegebenen Terminals an Plätzen mit unterschiedlichen Anforderungen (Austauschbarkeit, Ersatzteilhaltung).

Es wird also ein Konzept benötigt, das es dem übergeordneten Rechner gestattet, wesentliche Funktionen in das Terminal zu laden: Down load.

Einen ersten Schritt in diese Richtung stellt das Laden von Bildschirmmasken dar, wie dies schon seit Jahren mit Systemen wie zum Beispiel IBM 3270 praktiziert wird, insbesondere dann, wenn man Erweiterungen dieses Konzeptes mit in die Betrachtungen einbezieht:

- Verlagerung der Intelligenz aus der Steuereinheit in die Terminals,

- Abspeicherung mehrerer Bildschirmmasken im Terminal, was den Datenaustausch zwischen Terminal und Host drastisch zu reduzieren vermag (das neue 6530-Terminal von Tandem kann beispielsweise bis zu acht komplette Bildschirmmasken einschließlich der dazugehörigen Feldattribute speichern),

- Ergänzung der die einzelnen Felder definierenden Attribute.

Der letzte Punkt bedeutet, daß außer den "klassischen" Funktionen wie geschützt/ungeschützt, automatischer Sprung bei Feldende oder nicht, inverse/halbhelle/intensive oder farbliche Zeichendarstellung zusätzliche Kriterien feldspezifisch berücksichtigt werden können:

- Eingabemedien (wie Barcode, Lochkarte, Magnetstreifen);

- Datentypen (wie alphabetisch, numerisch), wobei man über vom Host ladbare Datentyptabellen ähnlich wie bei Pascal sogar die Datentypen frei definieren kann, zum Beispiel in der Form, daß auf eine Frage nur J oder N zulässig ist;

- komplexere Plausibilitätskontrollen (zum Beispiel Prüfziffernrechnung);

- Definition von als Barcode auf dem angeschlossenen Drucker auszugebenden Feldern.

Noch etwas mehr in Richtung Down load geht das

"Maskenstring"- Konzept, das eine Alternative zu "reinen" Bildschirmmasken darstellt. Die Dialoge werden durch eine Reihe von Sprachelementen (= Anweisungen) formuliert und in das Terminal geladen. Auch hier können mehrere Masken im Terminal-RAM gespeichert und durch wenige Steuerzeichen vom Host "aktiviert" werden. Dieses Verfahren ist allerdings mehr für ein- oder zweizeilige Displays geeignet.

Wenn es darum geht, komplexere Verarbeitungsschritte mit Eingabefeldern zu assoziieren, gibt es weitere Varianten wie vom Host übermittelte Entscheidungstabellen oder funktionelle Moduln, die im Terminal ständig vorhanden sind und vom Host wie eine virtuelle Maschine angesprochen werden.

Die fortgeschrittenste Stufe des Down load ist im Laden von wesentlichen Terminal-Programmteilen durch den Host zu sehen. Der praktische Einsatz setzt sowohl beim Host als auch beim intelligenten

Terminal die Erfüllung einer Anzahl von Anforderungen voraus. Beim Terminal:

- muß ein Kommunikationsprotokoll und eine Art "Bootstrap-Routine" vorhanden sein, um das eigentliche Programm zu laden;

- sollte vermieden werden, daß das irrtümliche Ansprechen von nichtgeladenen Moduln zum Programmabsturz führt.

*Gert Elsholz ist Systemplaner der Exploria GmbH, Institut für Industrieberatung und Marktforschung, 8000 München 90, Wettersteinplatz 1, Tel.: O89/65 82 87.